21.01.2020
Susanne Frankowiak © GettyImages/Cecilie_Arcurs
Redaktion

Wenn nichts mehr geht... Häufige Erkrankungen in sozialen Berufen und wie man sich schützen kann

Menschen in sozialen Berufen haben häufig ein sehr hohes Verantwortungsbewusstsein und fallen durch großes persönliches Engagement auf. Viele wählen unbewusst einen sozialen Beruf, weil sie ihr Bedürfnis nach „Gebrauchtwerden“ und ihre überdurchschnittliche Hilfsbereitschaft einbringen können. Sie sind dann so engagiert, dass sie in Gefahr geraten, sich selbst zu vernachlässigen und zu erschöpfen. Dazu kommt, dass diese Menschen im sozialen Bereich leider auf Arbeitsbedingungen treffen, die den hohen Ansprüchen überhaupt nicht gerecht werden. So kann es durch Selbstüberforderung, emotionale Belastungen und Resignation zu den für soziale Berufe häufigen psychosomatischen und psychischen Erkrankungen kommen.

Text: Susanne Frankowiak
Bild: © GettyImages/Cecilie_Arcurs

Häufige Erkrankungen in sozialen Berufen

Besonders häufig finden sich folgende Krankheitsbilder bei Menschen in sozialen Berufen:

  • Muskuläre Erkrankungen (Rückenschmerzen, Verspannungen)
  • Kopfschmerzen, Herz-Kreislaufbeschwerden, Magen-Darmbeschwerden
  • Konzentrations- und Schlafstörungen
  • Abhängigkeiten/Suchtverhalten (Alkohol und Medikamente dienen dem Stressabbau)
  • Erschöpfungs- und Burnout- Zustände

Vorbeugung ist die beste Medizin

Welche Möglichkeiten gibt es, diesen Erkrankungen vorzubeugen? Mehrere Faktoren spielen bei der Antwort eine Rolle: Die eigene Persönlichkeit und die eigenen Resilienzfaktoren, Hilfe und Unterstützung durch das Team und Möglichkeiten des Arbeitgebers und die Umsetzung des Arbeitsschutzgesetzes.

Gerade im sozialen Bereich ist es wichtig, die Rolle der eigenen Person immer wieder zu reflektieren:

  • Welchen Anteil habe ich an meiner Situation? Achte ich auch auf meine Bedürfnisse oder nur (noch) auf die der anderen?
  • Wie sieht es mit meinen anerzogenen Glaubenssätzen aus? Kann ich mir etwas Gutes gönnen? Eine Pause? Ein „Nein“ zu einer weiteren Überstunde oder Extraschicht?
  • Bin ich zu mir fürsorglich, indem ich mir eine regelmäßige Massage leiste oder Zeit für Sport nehme?
  • Weiss ich überhaupt, was mir guttut?

Kann man sich selbst nichts Gutes tun, geht einem schnell die Kraft aus, sich um andere zu kümmern. Zudem sollte man daran arbeiten, die gegebenen Bedingungen zu akzeptieren und lernen sie anzunehmen und damit umzugehen. Eine wichtige Frage wäre hier: Kann ich mit den Bedingungen leben, oder belasten sie mich so sehr, dass ich es nicht lange aushalten werde? Dann muss man sich selbst schützen und die Konsequenzen ziehen. Für sich selbst gut zu sorgen, gelingt vielleicht anfangs nicht ohne Unterstützung. Dann gibt es verschiedene Möglichkeiten, z. B. durch ein Coaching Hilfe zu erhalten. Erlerntes Verhalten ist veränderbar, auch wenn es nicht ganz einfach ist.

Kollegiale Beratung als Schlüssel

Arbeitet man in einem Team, bietet sich regelmäßige kollegiale Fallbesprechung und Supervision an. Es gibt auch die Möglichkeit einer Einzelsupervision oder Gespräche mit einer Fachberatung. Nach diesen Möglichkeiten muss vielleicht aktiv gesucht werden, aber sie sind sehr hilfreich. Allein durch den kollegialen Austausch erfährt man Erleichterung und vielleicht haben andere nützliche Tipps im Umgang mit Schwierigkeiten. In einem Team sollte es auch möglich sein zu sagen, dass man gerade eine Aufgabe nicht schafft oder persönlich zu betroffen ist und sie gerne abgeben möchte.

Sehr belastend sind nach wie vor die Arbeitsbedingungen. Wir haben einen deutlich erkennbaren Fachkräftemangel im sozialen Bereich. Das führt dazu, dass vorhandene Fachkräfte oft Mehrarbeit leisten müssen, um den Personalnotstand auszugleichen. Zwangsläufi g entsteht dadurch eine Arbeitsüberlastung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die gerade noch den Notstand ausgeglichen haben, sind anfälliger für Krankheiten und fallen ebenfalls aus. So entsteht eine kaum zu überwindende Spirale von Ursache und Wirkung, die sich nur selten wieder stoppen lässt.

Arbeitgeber stehen in der Pflicht

Im Rahmen des Arbeitsschutzgesetzes hat der Arbeitgeber – in der Kita also der Träger – eine Fürsorgepflicht gegenüber seinen Angestellten, und das sollte man versuchen für bessere Bedingungen zu nutzen. Ein Arbeitsplatz wird attraktiver für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wenn ein angenehmes Betriebsklima herrscht. Ein schön gestalteter Pausen- und/oder Besprechungsraum kann hier schon viel bewirken. Er lädt ein zu verweilen, zwischendurch abzuschalten oder ein nettes Gespräch mit Kollegen zu führen. Ein gewisses Mitspracherecht in den Arbeitsabläufen gibt das Gefühl etwas bewirken zu können und sorgt für Zufriedenheit. Ein Arbeitgeber, der dies ermöglicht und in regelmäßigem Kontakt mit seinen Angestellten steht, trägt schon viel zu deren Gesundheit bei.

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