08.09.2022
Tina Scherer

Ups, wir haben LÄUSE! – Kein Grund zur Panik

Nur 15 Prozent aller Kinder bekommen in ihrem Leben KEINE Läuse. Na und? Wenn alle zusammenhalten – und damit meinen wir die Eltern/Familien und die Kita –, ist das Problem schnell aus der Welt geschafft. Was es dazu braucht und was Sie beachten müssen, erfahren Sie hier. Außerdem haben wir Läusemittel für Sie ausprobiert. Die Sieger aus unserem Test stellen wir Ihnen im Kasten vor.

Das müssen Sie tun: To-do für die Kita

  1. Leitung: Das zuständige Gesundheitsamt informieren (meldepflichtig laut Paragraph 34 des Infektionsschutzgesetzes IfSG). Dort bekommen Sie in der Regel Informationen und Aufgaben für das weitere Vorgehen (bundeslandspezifisch unterschiedliche Regelungen möglich), beispielsweise zu Hygienemaßnahmen
  2. Alle: Einen Aushang für alle Kita-Besucher und Familien machen und die Eltern über den Läusebefall informieren
  3. Alle: Die Eltern auffordern, ihre Kinder zu Hause nach Kopfläusen abzusuchen, und Nachweis der Eltern einholen und kontrollieren, wenn/ bevor das Kind die Kita/Krippe betritt. Kinder ohne Nachweis dürfen die Einrichtung nicht betreten.

Das müssen die Eltern/Familien tun: To-do für die Eltern

  1. Bei Befall: Das oder die Kinder aus der Einrichtung abholen und zu Hause eine Kopflausbehandlung durchführen. In den meisten Fällen muss diese Behandlung nach einigen Tagen wiederholt werden und das Kopflausmittel erneut angewendet werden, je nach Packungsanweisung,
  2. Infizierte Kinder/Familien müssen nach erfolgreicher Kopflausbehandlung einen Nachweis darüber bringen: Dieser Nachweis muss je nach Hausrecht und Bestimmungen des Bundeslandes/der Kommune/ des Trägers ein ärztliches Attest sein oder es kann einfach eine von den Eltern selbst unterschriebene Bestätigung sein (eine Kopiervorlage für Letztes finden Sie im Onlinebereich dieser Ausgabe).
  3. In der Regel darf das Kind/dürfen die Kinder schon am Tag nach der erfolgreichen Behandlung wieder die Einrichtung besuchen.
  4. Nichtinfizierte Familien/Eltern müssen einen Nachweis bringen, dass sie ihr Kind auf Kopflausbefall untersucht und keine Läuse oder Nissen gefunden haben (siehe oben).
  5. Die Familien sollten weitere Familienangehörige, Freunde, Bekannte informieren, mit denen enger Kontakt besteht.

Das können Sie vorbeugend tun

  1. Sich im Team über die nötigen Schritte beim Auftreten von Läusen verständigen – auch wenn gerade akut keine Läuse auftreten, sozusagen als Trockenübung.
  2. Die Eltern vorbeugend informieren, per Brief, Aushang und/oder Extra-Elternabend.
  3. Auch möglich: Das Thema beim Aufnahmegespräch kurz anschneiden und Informationen mitgeben.
  4. Im Notfall deeskalieren und beruhigen, falls Kinder oder Eltern ärgerlich oder ängstlich sind.
  5. Kopiervorlagen bereithalten mit Infos für die Eltern, für Aushänge und für Kolleg:innen. Und: Kopiervorlagen für einen Nachweis (Ja, wir haben bei unserem Kind eine Kopflausbehandlung erfolgreich durchgeführt am …) und für einen präventiven Nachweis (Ja, wir haben unser Kind heute Morgen vor der Kita auf Kopfläuse untersucht und nichts gefunden), beispielsweise unsere Kopiervorlagen auf www.krippenkinder.de/Onlinebereich.

Streitfrage: Dürfen Sie als pädagogische Fachkraft ein Kind auf Kopfläuse untersuchen?

Ja, aber nur wenn die Eltern/die Familie vorher eindeutig zustimmt haben und wenn begründeter Verdacht vorliegt. Das RKI (Robert Koch Institut) rät dann sogar dazu. Gesundheitsämter unterweisen pädagogische Fachkräfte in manchen Städten/Gebieten darin, Läuse oder Nissen schnell erkennen zu können.


Welches Läusemittel ist am besten?

Silikone unter Verdacht

Gels, Sprays, Lotionen und Shampoos – der Markt ist voll von Läusemitteln aller Art, die schnelle Wirksamkeit bei kleinem Preis versprechen. Aber Vorsicht: Bei manchen Mitteln erschließt sich erst im Kleingedruckten eine lange Einwirkzeit (45 Minuten gegenüber 10 Minuten beim Nyda-Anti-Läuse Spray/nicht Express-Ausführung). Die meisten Präparate verwenden außerdem Silikone, die sehr schädlich für die Umwelt sind. Wir haben drei Testsieger gekürt, die uns in der Redaktion am besten gefallen haben: ein Shampoo, ein Spray und eine Lotion.

Platz 1

Hennig Licener® (Läuse-Shampoo)
Ein Läusemittel, das statt auf Silikone in Form von Dimethicon auf natürliche Inhaltsstoffe (Neemöl) setzt. Dimethicon ist ein Silikonöl, das schon seit längerem in der Diskussion steht, weil es in der Umwelt schlecht oder gar nicht abbaubar ist und sich im Grundwasser anreichert. Vorteil: Die Haare werden nicht ölig, da keine Silicone zugesetzt sind. Die Umwelt wird geschont. Nach Versprechen des Herstellers muss die Behandlung nicht unbedingt wiederholt werden. Nachteil: Mit etwa 19,80 € pro 100 ml nicht ganz günstig und der Geruch ist zwar dezent, sagt aber nicht jedem zu. Die Auskämmbarkeit der Haare könnte weniger gut sein als bei Produkten mit Silikonen.

Platz 2

Nyda® express (Spray)
Der Marktführer wirbt damit, dass sich Läuse nach nur zehn Minuten Anwendungszeit verabschieden: Spray aufsprühen, einmassieren, mit dem beiliegenden Läusekamm kämmen, mit einem Shampoo auswaschen. Allerdings muss die Anwendung nach einigen Tagen wiederholt werden. Vorteil: Geht ruck, zuck, Kamm muss nicht extra zugekauft werden. Nachteil: Mit etwa 23,46 € pro 100 ml recht teuer, enthält Dimethicon (umweltschädliches Silikon).

Platz 3

Linicin® (Anti-Läuse-Lotion)
Ohne Tierversuche und dafür mit Aprikosen- und Mandelöl: So bewirbt sich die Linicin-Anti-Läuse-Lotion mit einer Einwirkzeit von 15 Minuten. Nachteil: Auch hier sind außer Aprikosen- und Mandelöl Silikone enthalten. Vorteil: Angenehmer Duft und der Läusekamm ist ebenfalls enthalten.


Herausfinden: Habe ich selbst Läuse?

Haben Sie den Verdacht, dass die kleinen Tierchen es sich auch bei Ihnen auf dem Kopf gemütlich machen möchten?

  • Erster Hinweis: Bei Läusen entstehen am Kopf und im Nacken (also auch dort, wo gar keine Haare mehr wachsen) oft rote Pünktchen, die stark jucken.
  • Zweiter Hinweis: Ausgewachsene Läuse sind mit bloßem Auge zu erkennen (siehe Foto oben).
  • Dritter Hinweis: Schwieriger ist das Entdecken der kleineren Larven und Eier (Nissen). Abgestorbene Eier könnten sich sogar noch nach der Behandlung im Haar finden und können schnell mit Kopfhautschuppen verwechselt werden.
  • Vierter Hinweis: Wenn Sie es ganz genau wissen wollen, geben Sie nach der Haarwäsche mit Ihrem gewohnten Shampoo eine Pflegespülung (kein Läusemittel, sondern einfach einen stark pflegenden Conditioner) auf das Haar und verteilen alles gut darin. Dann kämmen Sie Ihr Haar mit einem feinzinkigen Kamm (Zinkenabstand weniger als 0,3 mm!) durch (die Pflegestoffe in der Spülung erleichtern das Durchkämmen, zusätzlich kann die Spülung die Tierchen unbeweglich machen). Den Kamm streifen Sie auf einem Handtuch ab und beobachten, ob sich im Schaum Läuse oder Eier befinden. Falls ja oder falls sich im Schaum nach einiger Zeit Läuse bewegen, müssen Sie mit einem Läusemittel weiterbehandeln. Tipp: Einen hellen Kamm aus Kunststoff verwenden, auf dem Sie eventuelle Läuse und Nissen besser erkennen können!

QUELLEN, WEITERLESEN UND PDFS ZUM DOWNLOAD:

http://www.pediculosis-gesellschaft.de/vorbeugung
https://www.kindergesundheit-info.de/fuer-fachkraefte/kita/kranke-kinder-in-der-kita/kopflaeuse-kita/
http://www.gesetze-im-internet.de/ifsg/index.html


 Nachhaltigkeit bei Läusemittel

Was sind denn Silikone (Dimethicone)?

 Silikon kennen Sie vielleicht von Backformen oder aus der Inhaltsstoffe- Liste im Haaröl (oder der Läusemittelverpackung). Am häufigsten kommen wir damit über Körperpflegemittel wie Shampoos, Hautcremes, Deos usw. in Kontakt. Gerade Läusemittel enthalten jede Menge davon, in vielen Läusemitteln ist Dimethicon (englisch: Dimethicone) nämlich der Hauptwirkstoff.

Dimethicon verschließt im Läusemittel sozusagen die Atemöffnungen im Lauskörper, sodass die Tierchen sterben. Obwohl Silikon beziehungsweise Dimethicon als gesundheitlich unbedenklich gilt, gibt es doch Hinweise darauf, dass einige Siloxanformen (die „schlechten“ Silikone) möglicherweise organschädigend und krebserregend wirken können. Die „schlechten“ Silikone sind wasserunlöslich, können sich mit der Zeit ansammeln, anlagern und als Rückstände im Haar bleiben (bekannt als „Build up“-Effekt). Unsere Haut kann Silikone nicht verstoffwechseln, sodass sich der ph-Wert ändern kann.

Nachhaltig sind Silikone zumindest in Kosmetika nicht. Silikon ist lange haltbar und damit schwer oder überhaupt nicht biologisch oder chemisch abbaubar. Kläranlagen können es kaum aus unserem Abwasser herausfiltern, sodass es sich in Klärschlamm, Gewässern und auch im Gewebe von Fischen einlagert.

Das können Sie tun:

Achten Sie in der Zutaten- oder Inhaltsstoffliste auf diese nicht wasserlöslichen Silikone und vermeiden Sie Produkte, in denen sie enthalten sind:
Cetearyl methicone/Cetyl dimethicone, Cetyl methicone, Cyclomethicone, Cyclopentasiloxane, Dimethicone, Dimethiconol, Dimethylpolysiloxan oder Polydimethylsiloxan, Stearyl dimethicone, Trimethylsilylamo dimethicone

Nur bedingt wasserlöslich (und damit ebenfalls nicht zu empfehlen) sind:
Amodimethicone, Behenoxy dimethicone, Stearoxy dimethicone

„Gute“ wasserlösliche (auswaschbare) Silikone sind:
Hydroxypropyl dimethicone, Trideceth-12, Dimethicone copolyol, Lauryl methicone copolyol, Hydrolized wheat protein, Cetrimonium chloride

Extra-Tipp:

Im Online-Bereich finden Sie diesmal:

  • eine Kopiervorlage für einen Aushang im Eingangsbereich
  • eine Kopiervorlage für einen Nachweis der Eltern nach erfolgter Kopflausbehandlung
  • eine Kopiervorlage für einen Nachweis der Eltern nach erfolgter Kopflausuntersuchung

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