27.04.2020
Heide Grehl
TPS-RedaktionFoto: ©ballyscanlon/GettyImages

Kreativität statt Berieselung: Die besten Apps für Kinder

Die Wochen vergehen, Corona bleibt und die Kitas sind immer noch zu. Klar, dass digitale Angebote für Kinder da boomen. Aber welche sind pädagogisch wertvoll und können von Fachkräften guten Gewissens empfohlen werden? Franziska Schubert-Suffrian gibt Antworten.

Text: Heide Grehl, TPS-Redaktion
Foto: ©ballyscanlon/GettyImages

Welche Apps sind für Kita-Kinder geeignet?

Franziska Schubert-Suffrian: Da gibt es ganz unterschiedliche. Ich persönlich finde Vorlese-Apps besonders geeignet, da nicht alle Naselang ein Spiel aufpoppt, das den Lesefluss unterbricht – und damit die Konzentration der Kinder stört. Die Stiftung Lesen ist hier eine gute Adresse. Dort gibt es die App „Einfach vorlesen!“, bei der jeden Freitag drei neue, kostenfreie Vorlesegeschichten für Kinder – unterteilt in verschiedene Altersstuften –hochgeladen werden, die dann vier Wochen online stehen. Die App lässt sich ganz einfach für Android und iOS in den Stores runterladen. Gut gefällt mir auch „Polylino Home“, ein Tool, das eigentlich für Kitas gedacht ist. Hier gibt es verschiedene Bilderbücher, die entweder selbst vorgelesen werden können, oder die durch die App in verschiedenen Sprachen vorgelesen werden.

Gibt’s noch andere Apps, die Sie empfehlen können?

Hier kann man auf der Datenbank des Deutschen Jugendinstituts (DJI) fündig werden, das Apps für Kinder übersichtlich kategorisiert. Ich halte es für sehr sinnvoll, sich hier oder bei ähnlichen Seiten zu orientieren, weil sich in diesem Bereich natürlich schnell unendlich viel ändert. Für ganz Kleine habe ich schon vor Corona die App „Eric Carles Brauner Bär – Tierparade“ ausprobiert. Das hat sehr gut geklappt und die Kinder hatten Spaß dabei. Auch digitale Mikroskope oder Endoskope, die an ein Smartphone oder Tablet angeschlossen werden können, müssen nicht teuer sein und sind sehr sinnvoll, um zu Hause in der Wohnung oder im Garten zu forschen und das Gesehene aufzuzeichnen. Kreativ-Apps wie „BookCreator“, mit denen man dann eigene Bilderbücher oder auch ein Hörbuch erstellen kann, sind ebenfalls toll. Auch „Bandimal“ für Kinder ab drei finde ich sinnvoll. Da geht es um Lieder und Musik.

Was machen die Kinder denn genau mit so einer Musik-App?

Sie können hier Sounds kreieren und Tonabfolgen nachspielen. Tiere stehen dabei für verschiedene Klänge. Die Kinder können so ihre eigenen Beats erzeugen. Das macht vielen Kindern Spaß, weil sie selbst kreativ sein können. Genau das ist für mich ein Kriterium: Die Kinder sollen selbst etwas gestalten können und nicht nur von Inhalten berieselt werden. So können Kinder digitalen Medienanders erleben, als das sonst meist passiert. Mit einer Stop-Motion-App wie „Stop Motion Studio“ zum Beispiel kann man gemeinsam einen Film, ähnlich wie bei einem Daumenkino, erstellen. Vielleicht mit der Idee darzustellen, wie ein Tisch gedeckt wird oderein Bauwerk wächst. Dabei werden von jedem einzelnen Schritt Fotos gemacht und aneinandergereiht. So entsteht eine kleine Geschichte, die dann auch an Oma und Opa verschickt werden kann.

Sollen die Eltern mit dabei sein, wenn Kinder die Apps nutzen?

Beachtet man bestimmte Kriterien, kann ein älteres Kita-Kind auch mal allein eine App nutzen. Es ist wichtig, dass sich die Eltern vorher genau ansehen, was das für eine App ist, worum es dabei geht und ob sie zu ihrem Kind passt. Außerdem sollte die App unbedingt werbefrei sein und keine In-App-Käufe beinhalten – sonst kann es teuer werden.

Eine App sollte auch keine ständigen Aufforderungen senden wie: „Du musste jetzt die Katze füttern.“ Denn dann ist die Gefahr hoch, dass sich die Kinder zu sehr ablenken lassen, auch wenn sie gerade etwas anderes spielen oder beim Essen sind.Wenn die Eltern sich sicher sind, dass die App geeignet ist, können sie aus meiner Sicht das Kind auch mal zwanzig Minuten allein spielen lassen, gerade in Corona-Zeiten, wenn Mama und Papa am Ende der Nerven sind. Klar müssen zusammen mit dem Kind die Regeln besprochen werden und Eltern sollten in dieser Zeit vom Kind trotzdem ansprechbar sein.

Gibt es einen zeitlichen Rahmen zum Nutzen von Apps – oder ist diese Vorstellung von vorgestern?

Es kommt darauf an, wie alt das Kind ist, und wie es auf die digitalen Inhalte reagiert, ob es zum Beispiel Angst zeigt. Zu sagen: Die Dreijährigen dürfen zwanzig Minuten an die App, die Vierjährigen eine halbe Stunde und so weiter, ist aus meiner Sicht Quatsch. Denn die Apps und auch die Kinder sind sehr unterschiedlich. Wenn ein Kind einen Stop-Motion-Film dreht, kann das schon mal eine Stunde dauern. Das ist dann aber was anderes, als wenn es eine Stunde irgendeinen Film schaut. Es geht für mich vieleher um die Frage: Wie viel Berieselungszeit ist dabei? Und welche Möglichkeiten gibt es selbst kreativ zu werden?

Was müssen die Eltern in Sachen Datenschutz beachten?

Eltern sollten sich immer die Frage stellen: Wie viel Daten will ich von mir preisgeben? Da wäre ich sehr vorsichtig. Das ist aber bei jeder App so, nicht nur bei den Apps für Kinder. Hier kann ich nur noch mal die Webseite vom Deutschen Jugendinstitut empfehlen. Die Apps, die in der Datenbank vorgestellt werden, sind geprüft und geben keine verdeckten Informationen weiter, ebenso diejenigen von der Stiftung Lesen. Für mich ist es auch wichtig, dass Handy und Tablet eine Kindersicherung haben, wenn Kinder sie nutzen. So kann verhindert werden, dass nicht mal eben Sachen anguckt werden, die nicht für Kinder gedacht sind. „KidsPlace“ und „Famisafe“ sind zum Beispiel Kindersicherungs-Apps mit einer Blockierfunktion für bestimmte Bereiche. Auch beim Nutzen von Suchmaschinen können Eltern gemeinsam mit ihren Kindern Seiten wie „fragFINN“ und „Blinde Kuh“ nutzen oder auf dem Gerät einen Safemode für Google oder Youtube einstellen.

Franziska Schubert-Suffrian ist stellvertretende Geschäftsführerin des Verbandes Evangelischer Kindertageseinrichtungen in Schleswig-Holstein und leitet unter anderem Fortbildungen zum Thema digitale Medienkompetenz in der Kita.

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