10.03.2020
Aline Kurt ©kali9/GettyImages
Redaktion

Der Neue - Alle sind willkommen!

Manchen Kindern fällt es schwer, sich in einer fremden Umgebung zurechtzufinden. Wenn dann auch noch vertraute Menschen fehlen, kann dies Unbehagen oder gar Ängste auslösen. Kinder müssen lernen, in einer unbekannten Umgebung klarzukommen. Ein Kindergartenwechsel oder der Schuleintritt stellt für viele eine besondere Herausforderung dar. Wie schnell sich ein fremdes Kind eingewöhnt, hängt stark von der Bereitschaft der anderen ab. Wenn es liebevoll aufgenommen wird, kann es sich in der Gruppe etablieren – was wiederum für die Gruppendynamik und -struktur von großer Bedeutung ist. Mit dieser Geschichte und den Fragen im Anschluss können Sie gemeinsam mit den Kindern eine Gesprächsrunde beginnen und über das Thema Gemeinschaft und Gruppenzugehörigkeit sprechen.

Text: Aline Kurt
Bild: ©kali9/GettyImages

Der Neue - Vorlesegschichte

„Ich will da nicht hin“, meckert Torben. Mit aller Kraft versucht er, sich aus Mamas Hand zu winden. Doch Mama lässt nicht locker. „Ich weiß, dass es für dich schwer ist, mein Schatz. Doch es geht nun mal nicht anders“, erklärt Mama und streichelt Torben über den Kopf. Fest entschlossen öffnet Mama die Tür zum neuen Kindergarten. Torben wünscht sich so sehr, dass er Zauberkräfte hätte. Dann würde er sich jetzt einfach unsichtbar machen. In aller Ruhe könnte er die fremden Kinder erst einmal betrachten. Das wäre toll! Aber leider hat Torben keine Zauberkräfte.

Während Mama mit der Erzieherin spricht, beäugen die anderen Kinder Torben neugierig. Torben ist das ziemlich peinlich. Deshalb schaut er lieber mal auf den Fußboden. Hoffentlich merken die anderen nichts davon. Torben wird nämlich immer rot, wenn ihm etwas peinlich ist. Und das macht die Sache natürlich nicht gerade leichter. Aus den Augenwinkeln sieht Torben, wie zwei andere Jungs mit dem Finger auf ihn zeigen und sich gegenseitig irgendetwas ins Ohr flüstern. Oh Mann, Torben will einfach nur hier weg. Die ganze Sache mit dem neuen Kindergarten war eine total bekloppte Idee. Wären Mama, Papa und Torben nicht umgezogen, wäre er jetzt nicht in dieser unglücklichen Lage.

Plötzlich merkt Torben eine Hand an seinem Arm. „Hallo, ich bin Lea“, sagt die Hand – na ja, besser gesagt das Mädchen, dem die Hand gehört. „Ich bin Torben“, murmelt Torben leise, denn eigentlich redet er nicht mit Mädchen. Die findet Torben nämlich ziemlich blöd. Aber nun ist er ganz froh, dass Lea da ist. „Magst du mit mir spielen?“, fragt Lea. Torben nickt, während Lea ihn mit in die Spielecke zieht. Aus der Ferne kann Torben beobachten, wie die Jungs noch mehr lachen. „Na ja, das ist ja auch kein Wunder. Schließlich spiele ich mit einem Mädchen“, denkt Torben. Hilfesuchend sieht er sich nach Mama um. Die winkt ihm aber nur kurz zu und verschwindet durch die Tür. „Na super, das kann ja was werden“, fährt es Torben durch den Kopf.

„Kommt mal alle her“, fordert die Erzieherin die Kinder auf. „Das ist Torben. Er ist neu in unserer Gruppe. Ich fände es ganz toll, wenn wir Torben gemeinsam begrüßen und uns ihm der Reihe nach vorstellen. Es ist bestimmt nicht leicht für Torben, denn er kennt ja niemanden von uns. Das wollen wir nun ändern.“

Nachdem sich alle Kinder vorgestellt haben, fühlt Torben sich schon etwas sicherer. Natürlich kann er sich die vielen Namen noch nicht merken. Aber ihm ist aufgefallen, dass manche Kinder auch ein bisschen nervös waren, als sie sich vorgestellt haben. Und das macht die Sache für Torben ein wenig angenehmer. Denn schließlich ist er bestimmt nicht der Einzige, der heute ein komisches Gefühl im Bauch hatte. Außerdem hat er ja auch eine neue Freundin. Lea scheint nämlich gar nicht so doof zu sein, wie Torben dachte. Wenn er ehrlich ist, dann ist er sogar ein bisschen froh, dass Lea da ist. Sie steht nämlich die ganze Zeit an Torbens Seite. Das gibt Torben das Gefühl, nicht allein zu sein. Und
wer weiß? Vielleicht findet Torben ja auch noch andere Freunde im neuen Kindergarten.

Wie fühlt sich Torben?

Sprechen Sie im Anschluss an die Geschichte mit den Kindern über folgende Fragen:

  1. Warum wollte Torben nicht in den neuen Kindergarten?
    • Er hatte Angst.
    • Er hat sich aufgrund der neuen Situation unwohl gefühlt.
  2. Wie hättest du dich an Torbens Stelle gefühlt?
  3. Wie reagieren die anderen Kinder, als sie Torben sehen?
    • Die Jungen lachen ihn aus.
    • Sie zeigen mit dem Finger auf ihn.
    • Lea geht zu Torben. Sie kümmert sich um ihn.
  4. Kannst du verstehen, dass die Kinder Torben ausgelacht haben?
  5. Was denkt Torben über Lea?
    • Eigentlich mag er keine Mädchen. Er ist aber froh, dass Lea da ist. Nun ist er nicht
    mehr so allein.
    • Er findet sie eigentlich ganz nett.
  6. Warum hat Lea sich um Torben gekümmert? Hast du eine Idee?
    • Torben hat ihr leidgetan.
    • Lea hatte auch schon einmal solch eine Situation erlebt. Deshalb wusste sie, wie
    schwer das für Torben war.
    • Lea hat sich für Torben interessiert.
  7. Was glaubst du, warum ist Torbens Mama wieder gegangen?
    • Sie musste weg.
    • Sie dachte, Torben kommt auch allein zurecht.
  8. Wie war das wohl für Torben?
    • Er hat sich alleingelassen gefühlt.
  9. Die Erzieherin bittet die anderen Kinder, Torben willkommen zu heißen. Weißt du
    noch, wie die Kinder das gemacht haben?
    • Sie haben sich gegenseitig vorgestellt.
    • Jeder hat etwas von sich selbst erzählt.
  10. Wie hätte die Gruppe Torben noch aufnehmen können?
    • Sie hätten gemeinsam ein Kennenlernspiel spielen können.
  11. Warst du auch schon einmal irgendwo fremd?
  12. Wie war das für dich?

Tipp: Erzählen Sie den Mädchen und Jungen bei den Fragen 11 und 12, wann Sie sich schon einmal fremd gefühlt haben. Schildern Sie dabei auch, wie Sie sich dabei gefühlt haben. Dadurch nehmen Sie den Kindern die Hemmung, von eigenen Erlebnissen zu sprechen. Zwingen Sie jedoch kein Kind zu einer Aussage. Die Fragen 11 und 12 sollen auf freiwilliger Basis beantwortet werden

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