03.07.2019
Redaktion
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Heute gab es Apfelstrudel – Das tägliche Gespräch übers Essen

Fragen rund um die Ernährung ihres Kindes sind den meisten Eltern wichtig. Darum sollten Tagesmütter und -väter hierzu gut informiert sein, ein Konzept haben und in regelmäßigem Austausch mit ihnen stehen.

Text: Renate Rustemeyer, Bild: Katrin Oertel

Den meisten Eltern fällt es ungeheuer schwer, ihr Kind in die Betreuung zu geben. Sie erleben täglich, wie anhänglich das Kleine ist und wie sehr es sie zu Hause verunsichert, wenn die Eltern auch nur kurz auf den Balkon oder in den Keller gehen. Wie soll es dann ohne sie einige Stunden oder gar den ganzen Tag bei ihm nahezu fremden Menschen sein, sich wohlfühlen und auf keinen Fall leiden? Umso größer ist das Erstaunen, wenn die Eingewöhnung bei den Tageseltern schneller funktioniert als gedacht und das Kleinkind die Arme ausstreckt, wenn es die Tagesmutter sieht.

Eltern gieren daher meistens nach fast allem, was ihnen über die Zeit der täglichen Betreuung erzählt wird. Sie können es kaum glauben, wenn sie hören, dass die Kleinen sich für Dinge interessieren, die zu Hause keine Rolle spielen, oder dass sie bei der Tagesmutter oder dem Tagesvater etwas essen, was daheim abgelehnt wird. Und sie können es noch weniger glauben, dass dies reibungsloser funktioniert als erwartet.

Ohne Kommunikation geht es nicht

Kommunikation zwischen Eltern und Tageseltern ist dennoch das A und O für eine gute Erziehungspartnerschaft. Dies wirkt sich natürlich auch auf das Kind aus. Auf beiden Seiten gibt es dafür die unterschiedlichsten Wünsche.
Zunächst die Eltern: Eine Reihe von Eltern will nur das Allernötigste mitgeteilt bekommen, vielleicht weil sie mit ihren eigenen Themen bis an die Grenze belastet sind. Oder weil sie sich schwertun, konkrete Fragen zu stellen oder überhaupt in Kommunikation zu treten. Andere Eltern dagegen möchten über jedes kleine Detail informiert werden; sie tun sich schwer, ihr Kind loszulassen, und wollen deshalb hundertprozentig sicher sein, dass es ihm an nichts fehlt.
Die meisten wünschen sich eine Information zu den wichtigsten Fragen, etwa neue Schritte beim selbstständigen Essen oder bei neuen Lebensmitteln. Natürlich wollen sie auch informiert werden, wenn ihr Kind etwas nicht vertragen hat oder wenn es wegen ungünstiger Bring- und Abholzeiten Probleme mit "Hunger" gibt.

Was will die Tagesmutter, der Tagesvater kommunizieren? Natürlich geht jeder von der eigenen Einstellung aus und informiert über Fragen, die er selbst für Eltern für interessant und wichtig hält. Mit der Zeit spielt sich dann ein, welche Fragen überhaupt dazu gehören. Manche Tageseltern möchten sehr viel mitteilen, gefühlt fast alles. Klar muss sein, dass Kommunikation Teil der Erziehungspartnerschaft ist, und das zu jedem Thema. Über allem steht das Konzept; beim Thema Essen muss also deutlich sein, dass die Tagesmutter sich ein Ernährungskonzept überlegt hat.
Schon bei der Anmeldung wird dann für die Eltern die Einstellung der Tagesmutter zum Thema Essen klar und sie erfahren, wie ihr Angebot sein wird. Dieses kann sich erfahrungsgemäß von Tagesmutter zu Tagesmutter stark unterscheiden. Eltern müssen sich also entscheiden, ob sie das Konzept der gewählten Tagespflegestelle annehmen können. Nach der Anmeldung ihres Kindes werden sie die Tagesmutter dann auch langfristig unterstützen. Sie braucht grundsätzliche Fragen daher künftig auch nur dann anzusprechen, wenn sie selbst etwas daran ändern möchte.
Das direkte Gespräch mit Mutter oder Vater kann sich in der Folge auf Individuelles beschränken, etwa Ereignisse aus dem Tagesgeschehen oder was das Kind von anderen Gleichaltrigen unterscheidet. So kann sich künftig auch zwischen den Erwachsenen eine Beziehung entwickeln.

Der Speiseplan - ein hilfreicher Gesprächsanlass

Was gehört dabei innerhalb der Erziehungspartnerschaft alles zur Kommunikation? Natürlich das tägliche Tür- und Angelgespräch, zugewandt und kompetent, freundlich und humorvoll. Aber auch viel Nonverbales - eben, wie man miteinander umgeht. Im Alltag sind es oft "Dinge", die eine direkte Kommunikation auslösen können, wie etwa ein Speiseplan, der an der Pinnwand hängt. Beim Blick auf diesen könnte eine Mutter beispielsweise mutmaßen, ob ihr Kind wohl den Blumenkohl essen wird und ihn nicht wie zu Hause verschmäht.
Oder sie fragt, ob das Kleine mit den Sticks aus Karotten oder Äpfeln zurechtkommt und nicht daran zu würgen hat. Schon ist ein Gespräch entstanden. An der Pinnwand könnte zum Beispiel auch ein weiterer Zettel angebracht sein, auf dem die tägliche Schlafenszeit notiert ist, von wann bis wann. So können sich die Eltern darauf einstellen, ob ihr Kind zu Hause noch ein Unterhaltungsprogramm braucht oder ob es nicht einmal mehr etwas essen wird, weil es schon bald ins Bett gehen möchte.

Gut informiert zu sein weckt Vertrauen

Im Gespräch erfahren die Eltern auch viel über die Einstellung der Tagespflegeperson, ihre Meinung zu Erziehungsfragen, ihren Standpunkt in Einkaufs- und Zubereitungsfragen beim Essen. Versuchen Sie als Tagespflegeperson daher die Gemeinsamkeiten bei den einzelnen Themen, wie beispielsweise "Bio oder nicht", herauszubekommen. Wenn Sie Unterschiede feststellen, hilft es, sich dazu selbst noch einmal Gedanken zu machen.
Das festigt den eigenen Standpunkt und stärkt Sie für ein etwaiges Gespräch. Eine Reflexion kann aber auch zur Folge haben, dass Sie ein kleines Defizit im Wissen feststellen, das Sie dann gezielt beheben können, indem Sie sich hier nochmal genauer informieren. Dies hilft Ihnen im Gespräch, weil sich zeigt, dass Sie informiert sind und wichtige Argumente liefern.

Geben beispielsweise Eltern ihrem Kind keine Milchprodukte, so werden sie auch in der Tagespflege erwarten, dass auf Milch und Co. verzichtet wird. Hier ist ein tiefergehendes Gespräch nötig, weil Milchprodukte ein wesentlicher Bestandteil der Ernährung sind und nicht ersatzlos gestrichen werden sollten. Da gilt es dann die Gründe der Eltern zu erforschen, die zu dieser Ernährungsweise geführt haben - ob sie eher weltanschaulicher Natur sind oder aber eine Unverträglichkeit beim Kind oder einem nahen Verwandten vorliegt. Auch über Mengen, die sinnvoll sind, sollten Sie informiert sein, ebenso über Ersatzlebensmittel.

Über unterschiedliche Ansichten lässt sich reden

Handelt es sich nicht um eine ganze Lebensmittelgruppe, sondern nur um ein einzelnes Nahrungsmittel, das Eltern ihrem Kind nicht geben wollen, werden Sie natürlich auch nach den Gründen fragen. Sie brauchen dann aber nicht tiefer einzusteigen, sondern geben einfach ein verwandtes Nahrungsmittel.

Ein Beispiel: Soll das Kind keine Äpfel bekommen, fragt man warum - und gibt halt dann Birnen. Oder: Soll kein Hartkäse gegeben werden, sondern lieber Frischkäse, so ist dieser Wunsch leicht zu erfüllen und erfordert keine weitere Diskussion.
Möchten die Eltern, dass ihr Kind Toastbrot bekommt, weil es zu Hause kein Vollkornbrot akzeptiert, so sollten Sie dagegen bei der gesünderen Variante bleiben und den Eltern erst einmal Ihren Standpunkt erklären. Dabei hilft das Argument, dass ein Kind in anderer Umgebung ein anderes Verhalten zeigt als in der Herkunftsfamilie - also auch teilweise andere Lebensmittel akzeptiert, einfach, weil es mit den anderen Kindern mitmachen will.

Alles umzusetzen, was Eltern sich wünschen, brauchen Sie nicht. Wichtig ist, dass Sie selbst das Thema Essen und Ernährung reflektieren und Ihren Stil vertreten können. Das spüren dann die Eltern und werden sich darauf einlassen können. Die wirklich wichtigen individuellen Fragen zu klären gelingt dann langfristig besser, weil Sie ja bereits eine gute Gesprächsatmosphäre aufgebaut haben.

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