11.11.2021
Heide Grehl, TPS Redaktion

Wie hat sich die Kommunikation verändert?

Als wir Kinder, Eltern, Kolleg:innen in den Hochphasen der Pandemie nicht sehen durften, mussten wir anders kommunizieren. Aber wie? Und was ist davon bis heute geblieben? Wir sprachen mit einer Kita-Leiterin darüber, warum es sich lohnt, die Kita-Türen nicht vor der Digitalisierung zu verschließen.

Wie hat sich die Kommunikation in Ihrer Kita, besonders mit den Eltern, während der Pandemie verändert?

Sabrina Stadler: Wir sind neue Wege gegangen und taten Dinge, die wir früher nicht mal in Betracht gezogen haben. Dazu gehörten für uns Hausbesuche, bei denen wir dann vor der Tür oder durchs Fenster mit ausreichend Abstand gesprochen haben. Früher hätten wir gesagt: „Wir sind doch keine Ärzte! Wir machen keine Hausbesuche.“ Während Corona war alles anders und wurde auch normal. So haben wir Walk-and-talk angeboten, ein Elterngespräch, bei dem wir zusammen spazieren gegangen sind. Auch die Kommunikation am Telefon hat einen anderen Charakter bekommen, wurde länger und ausführlicher.

Was hat sich im digitalen Bereich verändert?

Wir sind sehr froh, dass wir auch schon vor Corona die Kita-Info-App  hatten, die bei uns alle Eltern nutzen. Für die Eltern war es also nichts Neues, Infos auf digitalem Weg zu bekommen. Aber auf der Personalebene haben wir ganz viel neu eingeführt.  Teamkonferenzen etwa gab es nur noch über die Software Microsoft Teams, also per Videokonferenz. Mit Corona haben wir außerdem ein Team-Padlet erstellt, eine digitale Pinnwand, die wir bis heute nutzen. Hier können wir uns schnell und unkompliziert austauschen. Das war besonders wichtig, als viele von uns im Homeoffice waren. Wir können im Padlet auch eintragen, was bestellt werden muss, etwa an Bastelmaterial. Jeder hat hier den Überblick und unser Einkaufsservice muss nicht mühevoll durch die Einrichtung gehen und schauen: Was brauchen wir denn? Dann gibt es eine Spalte extra für mich: To-do Sabrina. (lacht) Da ich ja in zwei Häusern arbeite, bin ich eben nicht immer vor Ort und manchmal auch schwer zu erreichen. Wichtige Sachen entgehen mir aber nicht, weil die im Padlet stehen. Ich weiß sofort, wenn ich in der Blauen Gruppe anrufen sollte, weil irgendwo etwas klemmt. Oder wenn eine Mitarbeiterin eine dringende Frage hat, die ich schnell beantworten sollte. Dann gibt es eine Kategorie mit den Tagesordnungspunkten der Teamsitzungen. Auch die Ergebnisse dieser Sitzungen werden dann im Padlet gepostet. Jede Gruppe hat auch eine Spalte, um Aktuelles zu kommunizieren, etwa zur Pandemie. Übers Padlet können die Mitarbeiter außerdem den Urlaubsplan abrufen, Vertretungspläne ansehen und es gibt einen Bereich zu den aktuellen pädagogischen Themen, mit denen wir uns besonders auseinandersetzen. Das ist aktuell die Kindeswohlgefährdung.

Das Padlet benutzen Sie also heute noch. Welche Neuerungen haben Sie ebenfalls beibehalten?

Das Padlet ist wirklich von hohem Nutzen für uns, deshalb wollen wir das auch auf die Eltern ausweiten. Jede Gruppe soll ihr eigenes bekommen, auf dem unter anderem die aktuellen pädagogischen Angebote drauf sind. Auch die Nutzung von Medien für Gespräche behalten wir bei. Die Kolleginnen können sich jederzeit digital zur Teamsitzung dazuschalten, wenn etwa die eigenen Kinder zu Hause krank sind. Da sind wir viel flexibler geworden und wollen das auch bleiben. Den Eltern bieten wir das ebenfalls an. Früher war es klar: Die Elterngespräche sind in der Einrichtung. Heute gibt es viel mehr Möglichkeiten. Wir lassen die Eltern entscheiden, ob sie per Telefon, Videokonferenz, Walk-and-talk oder eben vor Ort in der Kita mit uns reden wollen.

Wie kommt das bei Team und Eltern an?

Beim Team ist das sehr durchwachsen. Etwa die Hälfte meiner pädagogischen Fachkräfte tat sich schwer mit der Technik und freut sich jetzt natürlich umso mehr, dass man die Eltern – unter Einhaltung der geltenden Vorschriften natürlich – wieder in der Kita treffen kann. Es gibt aber auch diejenigen im Team, die das Digitale für sich entdeckt haben und das weiterhin mit viel Elan anbieten.

Bei den Eltern ist es ähnlich. Manche freuen sich sehr, dass die Videokonferenz-Zeit vorbei ist, andere sind glücklich, dass jetzt mehr Digitales möglich ist. Wir beobachten auch, dass bei den Gesprächen online mehr Papas dabei sind. Und wir haben natürlich auch die Eltern, die für ein Entwicklungsgespräch keinen negativen Corona-Test vorlegen möchten und dann lieber die Video-Variante wählen.

Gibt es einen Bereich in der Kita, in dem Sie sich noch mehr Digitalisierung wünschen?

Ich wünsche mir mehr Unterstützung in diesem Bereich. Wir sind schon jetzt nicht schlecht aufgestellt, was die Laptops betrifft, aber: Was mir fehlt sind die schnellen Medien. Mindestens ein Handy oder Tablet in jeder Gruppe etwa. Davon ist die Gemeinde Kressbronn als Träger noch nicht überzeugt und fragt: „Warum braucht eine Erzieherin ein Diensthandy? Es geht doch um Betreuung und pädagogische Arbeit.“ Da zu unserer Arbeit aber auch das Dokumentieren gehört, würden digitale Medien viel erleichtern. Wenn ich etwas schnell mit dem Handy aufnehmen kann, spare ich einfach viel Zeit.

Wofür würden Sie Handys und Tablets noch nutzen?

Gerade bei den Elterngesprächen wäre das super. Im Moment haben wir zwei Laptops, die dafür zur Verfügung stehen und gebucht werden müssen. Wenn jeder sein Tablet hätte, wären wir viel flexibler. Auch die gesamte Bildbearbeitung für die Portfolios der Kinder würde viel einfacher und schneller gehen. Ich denke, dass kleine Zwischenschritte, die viel Zeit kosten, wegfallen würden. Das Fotografieren und das Aufnehmen von Videosequenzen würde mit einem Handy mit guter Kamera natürlich auch viel unkomplizierter laufen. Und am Ende hätten wir damit mehr Zeit für die pädagogische Arbeit.

Gibt es auch Grenzen bei der Digitalisierung in der Kita?

Der Datenschutz ist sicher eine Grenze. Bei uns würden sich die Eltern zum Beispiel gern über WhatsApp austauschen, weil das schnell und unkompliziert geht. Aber das machen wir wegen des Datenschutzes nicht. Allerdings glaube ich, dass sie bei der Kita-Info-App gerade an so einer Chatfunktion arbeiten, weil sich das wohl viele Einrichtungen und Eltern wünschen. Wichtig ist: Wir müssen uns auf das Digitale einlassen, Dinge ausprobieren und schauen: Passt das zu uns? Ich glaube, man sollte nichts von vornherein ausschließen.

Hat sich in Sachen Digitalisierung auch in Hinblick auf den Kontakt mit dem Träger oder die Teilnahme an Fortbildungen viel für Sie und Ihr Team verändert?

Der Kontakt mit dem Träger lief unter Einhaltung aller Hygienebestimmungen immer in Präsenz oder, in den akuten Phasen, per Telefon. Aber sonst hat sich viel verändert. Seminare und Weiterbildungen waren alle online. Für das Team war es am Anfang nicht einfach. Dieses viele Vor-dem-PC-Sitzen waren meine pädagogischen Fachkräfte nicht gewohnt. Aber sie kommen immer mehr rein und nutzen es jetzt auch. Es hat ja auch viele Vorteile. Ich muss nicht durch die Gegend fahren etwa. Allerdings: Manches geht online schwieriger. Das habe ich bei meinem Führungskräftelehrgang gemerkt. Wir hatten etwa das Modul Gesprächsführung nicht in Präsenz. Das fand ich sehr schwierig. Natürlich waren wir in kleinen Breakout-Rooms, haben im Tandem gearbeitet, aber wenn wir uns gegenübergesessen wären, hätte ich wohl noch mehr mitgenommen. Ich denke, dass es hier auf die richtige Mischung zwischen Präsenz und Online-Angeboten ankommt. 

Sabrina Stadler ist ausgebildete Erzieherin und Fachwirtin für Erziehungswesen. Seit 2013 leitet sie das Kleinkinderhaus Pünktchen in Kressbronn am Bodensee.

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