08.05.2023
Silke Bicker

Simsalabim und fertig – Der nachhaltige Krippengarten

Sie brauchen keinen großen Garten und erst recht keine üppigen Spielgeräte, um Kindern vielfältige Spielerfahrungen in und mit der Natur zu ermöglichen. Und Sie müssen auch nicht zaubern können. Mit ein paar kleinen Kniffen und etwas Fantasie wird aus dem Krippengarten ein nachhaltiges Sinnesparadies.

Naturmaterialien ermöglichen Kindern fantasievolle Spiele und Freiheiten im Tun wie nur wenige käufliche Spielsachen – unabhängig davon, ob im freien oder im angeleiteten Spiel. Wenn Sie zudem den Kindern erzählen, wie Steine, Sand und Erde entstan­den sind, wird das ihr Spiel bereichern, für Gesprächsstoff und neugieriges Experimentieren sorgen.

Mit Kieseln, Steinen, Rindenstücken, Fichten­ und Kiefernzapfen, Ästen und Sand – oder dem, was sich in Ihrem Krippengarten so zeigt – lassen sich tolle Sachen erfinden. Die Kinder können mit ihnen spielen, basteln, neue Welten bauen, ihnen neue Bezeichnungen verleihen und neue Bedeutun­gen geben. Sie verfügen über viel Fantasie und soll­ten Gelegenheiten erhalten, diese anzuwenden.

Statt viele Spielsachen zu kaufen, damit den Kleinen nicht langweilig wird, benötigt man manch­mal Mut. Mut zum Loslassen und die Kinder einfach mal so spielen zu lassen, wie sie es mögen. Und das auch dann, wenn sie mal nichts mit sich und ihrer Umgebung anzufangen wissen. Denn auch dies ge­hört zur Vorbereitung auf das Leben an sich dazu: In Ruhe herauszufinden, womit man sich beschäftigen möchte. Und wenn es einmal einfach „nur“ dasitzen und den Vögeln beim Zwitschern zuzuhören ist, anderen beim Spielen zuzusehen oder Moos zu streicheln.

Natur statt künstlicher Welt

Um die Kinder selbst kreativ werden zu lassen, ge­nügt es, einfache Naturmaterialien bereitzustellen. Das gelingt gut im eigenen Garten oder in „wilden“ Ecken im Außengelände. Und es ist ein Ausgleich zur künstlichen Welt in den Spielräumen des Hauses. Sich im Grünen aufzuhalten, entspannt die Seele. Was sich esoterisch anhört, ist wissenschaftlich erwiesen. Die Natur tut Menschen gut. Der Blick ins Grüne entspannt. Sich zu bewegen und im Freien zu spielen, an der frischen Luft, mit unterschiedlich strukturierten Materialien, stärkt Körper, Geist und Seele. Im Gegensatz zu Spielzeug fühlen sich Dinge aus der Natur immer wieder anders an.

Ein Zapfen vom Nadelbaum fühlt sich mit eng aneinanderliegenden Schuppen glatt und rau zugleich an. Je nachdem, in welche Richtung man ihn streichelt. Man kann ihn auseinan­dernehmen, bemalen, die einzelnen Schuppen zu Figuren puzzeln, ihn in einer Pfütze als Boot schwimmen lassen; bei feuchter Witterung ist er ganz glatt, alle Schuppen schließen sich, bei Wärme öffnet er sich. Solche Phänomene wahrzu­nehmen schult alle Sinne. In Gedanken und bei Spielen mit mehreren Kindern werden aus Fichten­ oder Kiefernzapfen gar ganze Figuren. Oder es werden Türme aus unterschiedlichen Materialien, aus Steinchen, Rinden, Zweigen und feuchtem Sand gebaut. Dabei erfahren Kinder, welche Materialien sich wofür eignen – oder eben nicht. Sie lernen intuitiv beim freien Spiel mit Naturgegenständen viel über Eigenschaften des Materials – mit Spaß und vielen Einfällen.KrippenKinder 03-2023- 2023003-732664259

Bereichern Sie die Spiele der älteren Kinder mit Informationen: Woher kommen Zapfen? Warum haben Bäume Früchte? Das regt zu neuen Spielideen, Aktionen und Fragen an, und das Gelernte kann im Spiel angewendet werden. Die Jüngsten verstehen vielleicht noch nicht alle Zusammenhänge, aber sie entdecken auf ihre Weise bereits viel und gucken sich so einiges von den Älteren ab. Das ist das Wundersame am Spiel mit einfachem Material aus der Natur: Sie erreichen alle Altersstufen, und das auch noch kostengünstig und ohne Kunststoffmüll. Manche Gegenstände können jedes Jahr zu­sammen mit den Kindern neu gesammelt werden: Kastanien, Zweige, liegengelassenes Heu von einer nahen Wiese oder Rasenschnitt.

Eine Spielecke mit Naturmaterialien

Zusätzlich zum Sandkasten und den wahrscheinlich vorhan­denen Spielgeräten ist es sinnvoll, den Kindern einige Spielgelegenheiten mit Gegenständen aus der Natur zu bieten. Das können Dinge sein, die man im Wald oder bei Spaziergängen findet, oder Ecken, die man anlegt, damit Kinder Natur auch im Garten beobachten können. Sinnvoll ist es auch, immer wieder einmal Spieltage ohne gekauftes Spielzeug anzubieten. Sicher mögen Kinder Schaufel und Förmchen im Sandkasten. Aber auch mit Zweigen und stabilen Ästen, Moo­sen, Zapfen, Heu oder Stroh lässt sich einiges anstellen, zum Beispiel eine kleine Höhle bauen, eine alte Decke darüber werfen und sich hineinlegen. Aus Zapfen werden Figuren, sie erhalten Namen und Aufgaben. Kinder werden erfinderisch, fangen an, mit ihren Händen zu erkunden und zu werkeln. Haben die Kinder neben Sand, Erde, Kieseln, diversen hölzernen Gegenständen auch Wasser zur Verfügung, erweitert das ihre Spielmöglichkeiten weiter zum fantasievollen Gestalten mit Matsch unterschiedlicher Konsistenz als Grundlage.

Ein Beet mit selbstgezogenen Kräutern und Gemüsen

Bei der Gartenarbeit muss man sich bewegen: mal hockend, mal kniend, mal stehend, mit Armen und Spaten buddelnd oder kräftig Rüben aus dem Boden ziehend. Gartenarbeit er­fordert und schafft feste Muskeln und bringt den Kreislauf auf Trab. Wer ein Beet – ob hoch oder tief – im Garten anlegt, damit die Kinder darin säen und später ernten dürfen, erlebt, wie intensiv sie das nutzen; schnell wird mal eben eine Minzblüte verknuspert oder werden ein paar Tomaten geerntet, einige Thymianblätter abgezupft und in die Küche gebracht oder Löwenzahnblüten lose über das Butterbrot gestreut. Solche selbst gesäten, gehegten und geernteten Kräuter und Gemüse schmecken besonders gut! Die Neugier auf den Geschmack der eigenen Produkte und der Stolz darauf, dass aus den Pflanzen etwas Essbares geworden ist, ist groß. Ganz nebenbei stärken die kleinen Kinder beim Gärtnern so ihr Selbstbewusstsein. Selbst erwirtschaftete Lebensmittel kommen ganz ohne Transport, Pflanzenschutzmittel und Verpackung aus und sind damit nachhaltiger als eingekaufte.

Vogelhäuschen und Futterstelle

Hängen Sie in einer ruhigen Ecke des Geländes einen Nistkasten auf, zum Beispiel einen Meisenkasten. Die Vogeleltern mögen es, wenn sie nicht ständig gestört werden, tolerieren jedoch schnell spielende Kinder – vor allem, wenn diese lernen, sich rücksichtsvoll gegenüber den brütenden Vögeln zu verhalten. Und die Kinder bekommen ganz nebenbei mit, wie Meisen sich um ihre Brut kümmern, was sie fressen, wie sie aussehen, wie ihre Rufe klingen, wann sie wie warnen oder sich untereinander ärgern und was sie zum Nisten brauchen. Ohne dass man viel erklären muss.

Über eine Futterstelle sind Meisen und andere Sänger mittlerweile ganzjährig froh ­ auch auf dem Land. Ein stabiles Vogelhäuschen mit Dach bietet allerhand Möglichkeiten für reichhaltiges „Vogelkino“ im Garten – ob vom Fenster aus nach draußen guckend oder genügend weit entfernt aus der Spielecke draußen beobachtend. Auf diese Weise lernen die Kinder Tiere in ihrer natürlichen Umwelt kennen und schützen.

Silke Bicker arbeitet als Referentin für Umweltkommunikation.  Ihr aktuelles Werk „Ab in den Garten – urban gardening mit Kindern“ erscheint im Don Bosco Verlag. In ihrem naturpädagogischen Blog treiben Berichte, Ent­spannendes, Rezepte und Amüsantes aus. www.natursicht.com.

 

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