26.06.2019
Melanie Fehring
Lya_Cattel // GettyImages

Selbsttest: Erlauben Sie sich, Nein zu sagen! – 5 Tipps für mehr Zeit und mehr Gelassenheit

Kennen Sie das Gefühl, an mehreren Orten gleichzeitig sein zu wollen und sich nicht abgrenzen zu können? Sich von Eltern, dem Träger oder Ihren Mitarbeiterinnen überrumpeln zu lassen und schnell Ja zu sagen? Wenn Ihre persönliche Belastungsgrenze erreicht ist, wird es Zeit für klare Neins. Freundlich und bestimmt Nein zu sagen können Sie lernen. Indem Sie sich Zeit für Entscheidungen nehmen, die Verantwortung mal abgeben und gemeinsam mit Ihren Mitarbeiterinnen ein Nein-Fest feiern. Nehmen Sie Ihr Team mit auf die Reise. Dieser Beitrag unterstützt Sie dabei!

5 Tipps, Nein zu sagen

Mit diesen 5 Tipps entdecken Sie sich selbst und Ihre Handlungsmöglichkeiten. Freundlich und bestimmt Nein zu sagen können Sie lernen. Und es ist einfach.

Tipp 1: Machen Sie den Selbsttest – fällt es mir leicht, Nein zu sagen?

Finden Sie zunächst heraus, was für ein Typ Sie sind. Wenn Sie das wissen, können Sie zu sich stehen und ein Nein geht Ihnen leichter über die Lippen. Kreuzen Sie aus dem ersten Impuls heraus Ja an, wenn die Aussage zutrifft, oder Nein, wenn sie für Sie nicht stimmt.

Selbsttest (Die Auswertung dazu finden Sie am Ende des Beitrags)

Tipp 2: Sie haben die Wahl – Nein oder Nein

Stellen Sie sich eine Nein-Karte auf Ihren Schreibtisch und die andere zum Beispiel in Ihren Schrank. Bevor Sie beim nächsten Mal wieder ein spontanes Ja äußern möchten, schauen Sie auf die Karte. Tendieren Sie jetzt eher zu einem Nein oder bleiben Sie beim Ja? Entscheiden Sie sich bewusst und blicken Sie zur Nein-Karte, wenn Sie Ihren ersten Impuls revidieren.

Zusatz-Tipp: Schauen Sie genau hin: Wie viel Zeit kostet es Sie konkret, Aufgaben für andere zu erledigen? Rechnen Sie doch einmal alles zusammen. Diese Summe öffnet Ihnen die Augen.

Tipp 3: Schenken Sie sich Zeit – entscheiden Sie mit Gelassenheit

Außer Erster Hilfe muss kaum etwas jetzt und sofort geregelt werden. Erleben Sie eine Situation, in der Sie unter spürbarem Druck direkt handeln möchten oder sollten, nehmen Sie sich mit vorbereiteten Sätzen zunächst einen Augenblick Zeit. Sagen Sie zum Beispiel "Ich möchte 5 Minuten über die Antwort nachdenken", "Ich werde dir die Antwort nach der Mittagspause geben" oder "Ich rufe in 10 Minuten zurück". In der Zwischenzeit können Sie gelassen über die Situation und Ihre Einstellung nachdenken. Wägen Sie Ihre Entscheidung ab und überlegen Sie in Ruhe, ob Sie die Frage lieber verneinen möchten. Wenn Sie dann antworten, argumentieren Sie gezielt, ohne dass Sie das Gefühl haben, überrumpelt worden zu sein.

Tipp 4: Allein Verantwortung tragen ist schwer – finden Sie neue Regeln

Häufig haben Sie als Kita-Leiterin das Gefühl, viele Entscheidungen allein zu tragen. Hierbei denken Sie sicherlich nicht immer nur an die eigene Verantwortung, sondern auch an die Auswirkungen auf Ihre Mitarbeiterinnen, Kinder und Eltern. Es gibt bestimmte Fragen, die immer wieder auftreten. Zum Beispiel möchte eine Mitarbeiterin spontan Urlaub nehmen oder eine Mutter erkundigt sich nach zusätzlicher Betreuung für das Geschwisterkind. Sammeln Sie diese Situationen und stellen Sie hierfür neue Regeln auf, die im ausgewogenen Verhältnis zu den Bedürfnissen aller stehen.

Suchen Sie nach Lösungen, wie Urlaubsanmeldungen mindestens 5 Tage vor Antritt abzugeben, sonst ist eine Teamabstimmung notwendig. Oder Geschwister sind mindestens 1 Tag vorher anzukündigen. Beim Neinsagen können Sie sich immer auf dieses Regelwerk stützen oder die Verantwortung an mehrere beteiligte Personen abgeben. Machen Sie nicht jede Situation zu Ihrem persönlichen Verantwortungsfeld. Gemeinsames Tragen entspannt.

Tipp 5: Sagen Sie Nein – freundlich und bestimmt

Haben Sie sich mit dem Thema Nein sagen bewusst auseinandergesetzt, können Sie professionell denken und handeln. Beachten Sie dabei, dass es der Fragende nicht böse mit Ihnen meint und Sie auch nicht testen möchte. Er hat ein Bedürfnis und versucht, es umzusetzen. Was er damit bei Ihnen auslöst, ist ihm nicht immer bewusst. Ist Ihnen Ihre eigene Einstellung deutlich, können Sie freundlich antworten. Seien Sie in Ihrer Körperhaltung klar, dennoch nicht abweisend oder stur. Wiederholen Sie die Anfrage, äußern Sie Verständnis und zeigen Sie Interesse und Mitgefühl, auch wenn es sich um ein Nein handelt. Nennen Sie kurz – je nach Situation – Ihre Beweggründe, ohne sich jedoch zu rechtfertigen.

Beenden Sie aufkommende Diskussionen zum Beispiel mit der Aussage, dass Sie zurzeit keine andere Lösung wissen. Akzeptieren Sie die Meinung der fragenden Person, ohne Sie von Ihrer Meinung überzeugen zu wollen. Verständnis zu vermitteln und Anteil zu nehmen bedeutet nicht Schwäche oder ein Ja. Sie können helfen, eine weitere positive Kommunikation zu schaffen.

Auswertung Selbsttest (Tipp 1): Fällt es mir leicht, Nein zu sagen?

Haben Sie einige Male ein klares Ja gefühlt und angekreuzt, haben Sie die idealen Voraussetzungen dafür, anderen Menschen gerne einen Gefallen zu tun und die eigenen Bedürfnisse und Interessen in den Hintergrund zu stellen. Das ist verständlich, denn andere Menschen machen es uns mit ihrem Anliegen oft nicht leicht, Nein zu sagen. Wir spüren schnell Druck, bekommen Schuldgefühle, haben Mitleid oder die anderen schmeicheln uns. Dies geschieht häufig nicht, weil sie es böse mit uns meinen.

Dennoch sollten Sie auf sich selbst achten. Lernen Sie zu spüren, was der Auslöser für Ihr Ja ist. Nehmen Sie sich Zeit, Ihre eigenen Gefühle zu sortieren und zu erkennen, was Sie durch Ihre gesammelten Lebenserfahrungen für ein Typ sind. Wenn Ihnen immer mehr bewusst wird, warum und wie impulsiv Sie handeln, dann probieren Sie neue Lösungsmöglichkeiten aus und sammeln erste Erfahrungen mit dem Neinsagen.  Klarheit und eine bewusste Wahl des eigenen Handelns ermöglichen neue Schritte und Lernerfahrungen zum Nein.

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