14.05.2020
Sama Samuel © FatCamera/GettyImages
Redaktion

Raum für Bewegungsforscher – Anregungen für vielfältige Bewegungsangebote

Ob Bewegungsbaustelle, Bewegungslandschaft oder Bewegungsinstallation: Wichtig ist bei Bewegungsangeboten immer, dass sie offen sind für verschiedene Nutzungsarten, die Fantasie und Bewegungsfreude der Kinder anregen und von ihnen selbstständig und immer wieder in ihr Spiel einbezogen werden können, ohne langweilig zu werden. Vieles lässt sich einfach und kostengünstig drinnen und draußen installieren.

Text: Sama Samuel
Bild: © FatCamera/GettyImages

Kinder sind immer in Bewegung, entdecken ihren Körper und seine Fähigkeiten, bilden ihre Grob- und Feinmotorik aus und lernen somit die räumliche und die dingliche Welt mit allen Sinnen kennen und begreifen. Sie erobern sich die Welt strampelnd, robbend, kriechend, rutschend, hüpfend, schiebend, hebend, tragend, balancierend, mit anderen tobend und auf vielerlei andere Arten.

Kinder brauchen eine bildungsanregende Umgebung, Möglichkeits- und Erfahrungsräume, um ihr volles Potenzial zu entwickeln. Pädagogische Fachkräfte sind in diesem Prozess vor allem Begleiter und Beobachter, sorgen für Sicherheit und das Einhalten von Grundregeln. Dabei erfahren sie viel über jedes einzelne Kind und können herausfinden, welche Bewegungsanlässe es für seine Weiterentwicklung benötigt. Es geht vor allem darum, Bewegung aller Art, die vom Kind kommt, zuzulassen. Manchmal heißt das auch, „mittendrin“ in der Gruppe zu sein, ohne vordergründigen Aufforderungscharakter. Hier geht es darum, ein klein wenig regulieren zu können, wenn die einen Kinder etwas „wild“, die anderen eher schüchtern oder ruhig sind. Bei unentschlossenen Kindern ist manchmal eine Frage sinnvoll: Was möchtest du tun? Oder: Was hat du vor?

Kinder setzen sich über den Körper und die Bewegung mit ihrer Umwelt auseinander, lernen sich selbst einzuschätzen und gewinnen Vertrauen in ihre Fähigkeiten. Ganz besonders für jüngere Kinder ist es wichtig, dass ihnen entwicklungsangemessene Bewegungsreize bereitgestellt werden, die sie zum Bewegen, Entdecken und Erforschen einladen. Neben gezielten angeleiteten inhaltlichen Bewegungsangeboten kann Bewegungsförderung auf dreifache Weise geschehen:

Über Bewegungsbaustellen

Hierzu benötigen Kinder eine Raumgestaltung mit unterschiedlichen „Baumaterialien“, die einfach da sind – optimal drinnen und draußen: Kissen, Decken, Schaumstoffelemente, Hocker, Holzklötze, Bretter, Rohre usw. So können Kinder ihre aktuelle Bewegungsbaustelle selbst gestalten: zum Klettern, Schaukeln, Wippen, Rutschen, Balancieren oder für eine Kissenschlacht … Es kommt darauf an, den Kindern Handlungsmöglichkeiten zu erlauben und der Gruppendynamik wie auch jedem einzelnen Kind zu vertrauen. In der Wahrnehmung und Beobachtung dieses Prozesses können Erzieherinnen und Erzieher immer wieder über die Eigeninitiative und Kreativität der Kinder staunen, mit Freude zuschauen, Sicherheit gewährleisten, sich bei Konflikten zunächst zurückhalten und sparsam Impulse einsetzen, wenn das hingebungsvolle Bewegungsspiel der Kinder „klemmt“. Kinder brauchen ihre eigenen Erfolge und wollen selbstwirksam sein.

Über Bewegungslandschaften

Hierbei werden Geräte und vorhandene Materialien in unterschiedlichen Konstellationen aufgebaut. Die Fachkraft schafft das Szenario. Eine Bewegungslandschaft besteht aus vorgegebenen Elementen und bietet Platz zum Freispiel. Häufig wird ein Bewegungsbereich gezielt angesprochen. Die fertige Landschaft hat oft verschiedene Stationen oder Schwierigkeitsgrade, die dann zur kreativen Bewegung anregen.

Die Art der Nutzung, das Experimentieren im Umgang mit den Elementen/Situationen/Stationen bestimmt jedes Kind selbst und kann weiterhin auch durch die Kinder verändert oder ergänzt werden. Wichtig ist auch hier, jedem Kind Raum zu geben, damit es eigene Bewegungserfahrungen initiieren, die eigenen Möglichkeiten und Grenzen ausloten kann. Erfahrungsräume in Bewegungslandschaften können auch mit dem Erzählen einer Geschichte verbunden werden, einer
kindgerechten Fiktion. Das Szenario wird somit durch Fantasie, Emotionalität und Rollenspiel erweitert.

Über alltagsintegrierte feste Rauminstallationen

Hier handelt es sich um Bewegungsanreize, die immer da sind und nach „Lust und Liebe“ von den Kindern genutzt werden können. Der Wiederholungscharakter in der Nutzung und die gegenseitige Beeinflussung der Kinder untereinander erweitern ihre Bewegungsvielfalt,
zum Beispiel durch ein Trampolin, ein Bällebad oder eine Kletterwand.

Noch intensiver wirkt verbundenes Einrichtungsmobiliar, das Einladungscharakter hat, selbst gebaut oder zusammengestellt und verankert ist. Dies kann zum Beispiel ein Podest mit Stufen, einer kleinen Leiter und/oder einer Rutsche sein, das gleichzeitig als Spielfläche dient und darunter Möglichkeiten zum Rückzug oder Verstecken besitzt (selbstverständlich gegen Herunterfallen geschützt). Draußen ist außerdem eine Bewegungs- und Spielinstallation sinnvoll, bei der die unterschiedlichen Elemente auch einzeln und verschieden genutzt werden können.

Letztlich ist Bewegung mehr als Bewegung, sie steht in enger Verbindung mit kognitiver Sprachentwicklung, erhöht die Spielfähigkeit allein und mit anderen, führt zu Eigeninitiative, Selbsttätigkeit, Selbstwirksamkeit und Gemeinschaftssinn. So beeinflusst sie deutlich und grundsätzlich die Gesamtentwicklung eines Kindes in seiner Individualität.

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