22.03.2021
TPS Redaktion

Die Pandemie fordert Kraft − und bietet Chancen

Corona hat die Herausforderungen in den Kitas in den vergangenen zwölf Monaten verschärft. Wie sehen das die Menschen an der Basis? Wir haben einige Stimmen eingefangen:

Carina D. ist pädagogische Fachkraft in der Kita einer Elterninitiative:

"Für unsere Kinder zu Hause nehmen wir wöchentlich kurze Videos auf. Darin zeigen wir Experimente, lesen Bücher vor, stellen einen Morgenkreis nach oder unternehmen einen Rundgang durch die Kita, bei dem die Kinder Rätselfragen beantworten oder Hinweise auf die Lösung entdecken können. Die Mädchen und Jungen freuen sich sehr darüber. Und wir Fachkräfte erweitern unsere Medienkompetenz und unsere Präsentationsfähigkeiten. Für die Vorschulkinder gibt es wöchentlich Umschläge mit Aufgaben, Ausmalbildern, Bastelanleitungen und sonstigen Anregungen für zu Hause.“ l

Angelika K. arbeitet in einer Kita in Bayern:

„Ich kann einige Momente der momentanen Situation auch genießen. Plötzlich sitzen wir zum Beispiel mit nur fünf Kindern und zwei pädagogischen Kräften am Mittagstisch, können richtig ‚ratschen‘ und uns Zeit lassen, weil sich die Gruppen nicht untereinander mischen dürfen. Der vorgegebene Tagesplan und damit der Zeitdruck fallen im Moment weg. Wichtige Rituale wie den Morgenkreis behalten wir bei. Weil derzeit nur wenige unserer Kinder in die Einrichtung kommen, können sie mehr selbst- und mitbestimmen. Ich habe jetzt mit den Kindern angefangen zu philosophieren. Es ist so wunderbar, jedes Kind noch ein bisschen mehr kennenlernen zu dürfen.“

Claudia Theobald ist die Vorsitzende des Kita-Fachkräfteverbandes Rheinland-Pflaz und hat mehrer Einrichtungen im Blick:

„Da die Vorgaben zum Infektionsschutz sehr lax sind, fangen Träger und Einrichtungen vor Ort an, Verantwortung zu übernehmen und versuchen, Kitamitarbeiter, Kinder und Familien zu schützen. Manche Träger und Kommunen nehmen Geld in die Hand und statten ihre Kitas mit Luftfiltergeräten aus. Das senkt die Viruslast im Raum beträchtlich und vermindert das Ansteckungsrisiko. Immer mehr Träger ordnen zur Reduzierung der Kontakte die Betreuung in überschaubaren Gruppen mit festem Personal an und schränken die Öffnungszeiten so ein, wie das eben nötig ist. Und es werden Teststrategien vor Ort entwickelt, damit die Erzieherinnen und Erzieher nicht regelmäßig in ihrer Freizeit Termine ausmachen und zu den Teststellen fahren müssen.“ 

Annette W. ist Erzieherin in einer Kita in Nordrhein-Westfalen:

„Ich genieße in dieser Zeit die intensiven Momente mit den Kindern, die in die Betreuung kommen dürfen. Und ich weiß gleichzeitig, dass es zu viele Kinder und Familien gibt, die diese anstrengende Zeit zu Hause gestalten müssen. Ich hoffe, dass bald wieder alle Kinder im Kindergarten spielen, lachen und toben können. Darauf freue ich mich sehr.“

Lili R. arbeitet in einer bayerischen Kita im ländlichen Raum:

 „Wir haben von Beginn an mit unserem Träger ein klares Konzept vereinbart. Hierbei ging es in erster Linie um das Wohl der Kinder. Die Berufstätigkeit der Eltern haben wir in den Hintergrund gestellt. Ich bin wirklich dankbar, dass wir schon vor der Corona-Krise ein gutes und vertrauensvolles Verhältnis zu unserem Träger und den Eltern hatten. Sie können unsere Entscheidungen nachvollziehen und das ist wirklich viel wert. Wir erfahren sehr viel Verständnis und Zuspruch. Das finde ich echt klasse in der heutigen Zeit.“

Andrea H. aus einer Waldkita in NRW sagt:

„Bei uns hat sich eigentlich nichts verändert, außer dass wir im Kontakt mit Erwachsenen Masken tragen. Unsere Kinder kommen nach wie vor zur Kita, wir sind draußen unterwegs und erleben viel Normalität. Sicher ist die Stimmung in unserem Umfeld manchmal angespannt. Aber ich finde es nicht gut, wenn wir pädagogischen Fachkräfte so viel jammern. Immerhin dürfen wir arbeiten. Viele Menschen haben ihre Jobs verloren und leiden unter Existenzängsten. Wir sollten vielmehr die Chancen in der aktuellen Situation sehen: Es gibt mehr Zeit für Kleingruppenarbeit, für individuelle Förderung einzelner Kinder, für den Austausch mit Kolleginnen und Kollegen – auch wenn der virtuell laufen muss. Trotzdem wäre es gut, wenn die Politik ein nachvollziehbares Konzept liefern oder sich zumindest eng mit der pädagogischen Basis austauschen würde. Dann würden die Entscheidungen sicher insgesamt besser akzeptiert.“

Susanne M. aus Sachsen schreibt:

 „Unsere Kita war lange Zeit geschlossen. In der Folge drohten uns ganz konkrete Einbußen. Plötzlich hieß es, unsere Urlaubstage würden gestrichen, wir müssten in Kurzarbeit. Zuerst habe ich mich empört. Doch dann dachte ich mir: Okay, ich nutze die Chance und mache eine Online-Fortbildung. Ich habe unter anderem unzählige Webinare bei Klett Kita mitgemacht und mich nun für eine längerfristige Weiterbildung auf dem digitalen Weg entschieden. So kann ich nach dem Corona-Wahnsinn zumindest sagen, dass ich etwas für mich getan habe.“

Marina I. aus Schleswig-Holstein sagt:

„Wir lebten lange Zeit wie auf einer Insel. Wegen der niedrigen Fallzahlen in unserer Region fühlte es sich an, als betreffe Corona nur die anderen. Dann wurde eine Kollegin positiv getestet und unsere heile Welt stand kurzzeitig Kopf. Doch wir haben schnell und offenbar auch richtig reagiert. Wir haben die Eltern informiert und die Gruppe in Quarantäne geschickt. Nach zwei Wochen war der Spuk glücklicherweise vorbei. Es stimmt einen schon nachdenklich, aber wir lassen uns deswegen nicht unsere gute Laune verderben. Wir freuen uns jeden Tag, wenn wir uns sehen und haben in dieser Zeit begonnen, täglich Motivationszettel in unserem Teamraum aufzuhängen. Gute Laune und ein Lächeln auf den Lippen sind auch ansteckend, aber völlig harmlos!“

Das Fazit aus der Redaktion:

„Täglich ändert sich die Situation in der Corona-Pandemie. Sie lesen hier, wie unterschiedlich die Lage in den Kitas wahrgenommen wird. Manche erkennen darin sogar Chancen für neue Ideen. Zugleich möchten wir an Sie appellieren: Lassen Sie sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie leisten wertvolle Arbeit. Sie alle, die an der Basis unserer Gesellschaft arbeiten, sind unverzichtbar. Sagen Sie sich das möglichst oft und loben Sie sich gegenseitig, wenn Sie etwas geschafft haben. Positive Grundstimmung ist dieser Tage besonders wichtig, denn auch unsere Stimmung beeinflusst unser Immunsystem.“

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