30.07.2021
Eva Spalke, TPS Redaktion

Digitaler Wandel in der Kita: Wenn Teamsitzung, Elternkonferenz und Fortbildung online stattfinden

Die Pandemie hat den Kita-Alltag in vielen Bereichen umstrukturiert. Besprechungen und Fortbildungen, die bisher persönlich stattfanden, werden jetzt online durchgeführt. Erzieherin Bianca Weber erzählt, wie der digitale Wandel in ihrer Einrichtung ankommt und welche Erfahrungen sie mit verschiedenen Onlineformaten gesammelt hat.

Frau Weber, haben Sie gut hierher gefunden? (Anm. d. Red.: Das Interview findet über eine Online-Plattform statt.)

Bianca Weber: Ich hatte gerade tatsächlich Schwierigkeiten, mich in den Videokonferenzraum einzuwählen. Aber jetzt hat es zum Glück auf einem anderen Weg geklappt.

Haben Sie schon mit Videokonferenzanbietern wie Zoom, Skype oder Ähnlichem gearbeitet?

Ja, in meiner Kita haben wir in den letzten Monaten unsere Besprechungen und Dienstberatungen über Zoom durchgeführt. Ich kenne auch das Programm Jitsi, damit habe ich an einer Online-Fortbildung teilgenommen, und meine Tochter hat Jitsi auch im Homeschooling genutzt. Die ganzen Programme kenne ich aber erst seit letztem Jahr. Das Online-Thema ist in meinem Arbeitsbereich erst mit der Pandemie so richtig aufgeploppt. In der Kita arbeiten wir ja generell weniger digital, sondern direkt am Kind.

Durch die Pandemie kam es in vielen Bereichen zu einem digitalen Wandel. Welche Veränderungen haben Sie in Ihrer Kita wahrgenommen?

Die größte digitale Veränderung gab es bei den Teamkonferenzen. Bis vor einigen Wochen haben wir alle Besprechungen online geführt. Unsere Kitaleitung hat die Planung in die Hand genommen, digitale Räume erstellt, uns die Codes geschickt und auch einen neuen Laptop für die Einrichtung organisiert. Durch die Lockerungen finden die Teambesprechungen im Moment wieder präsent statt. Die Elternvertretersitzungen laufen allerdings weiterhin online. Elterngespräche wollten wir zuerst auch digital führen, am Ende haben wir uns aber doch für das normale Telefongespräch entschieden. Viele unserer Eltern haben zu Hause keinen Computer und können sich auch sonst nicht über einen Videokonferenzanbieter einwählen.

Wie hat Ihr Team die digitale Veränderung angenommen?

Für die meisten war es gerade am Anfang schon merkwürdig. In den Videokonferenzen konnten wir uns nicht alle gleichzeitig sehen und hören, und ich musste mich erst mal daran gewöhnen, mich selbst beim Sprechen zu sehen. Das war komisch. Es hat einige Zeit gedauert, bis diese Hemmschwelle gefallen ist. Irgendwie hat mir online auch der nette Austausch zwischendurch gefehlt. Bei den Elterngesprächen war es ähnlich. Über das Telefon fällt die Mimik und Gestik komplett weg und manche Anrufe bestanden schon mal aus einsilbigen Elternantworten wie „Ja, hm, okay…“. Die Elterngespräche sind seit wenigen Wochen aber wieder vor Ort und in Person. In unserer Einrichtung tragen wir bei Gesprächen mit den Eltern aktuell eine FFP2-Maske und die meisten Eltern testen sich, bevor wir Entwicklungsgespräche führen. Mit Lüftung und Abstand kann dann eigentlich ein normales Gespräch stattfinden. Im Vergleich zu den telefonischen Elterngesprächen ist das so nun viel besser.

Sie haben fehlende Computer bei den Eltern angesprochen. Woher hatten Sie und Ihre Kolleg:innen das technische Equipment für die Online-Teamkonferenzen?

Ich hatte im vergangenen Oktober schon eine Vorahnung, dass uns da noch etwas blühen würde. Deshalb bin ich damals los und habe mir einen Laptop mit Kamera und Mikrofon besorgt. Andere Kollegen waren technisch nicht so gut ausgestattet, sie haben keinen persönlichen Computer oder falls doch, hat der nicht unbedingt die nötige Ausstattung. Bei einigen hat deshalb in den Meetings mal der Ton gefehlt oder das Video hat nicht funktioniert. Wer zu Hause gar keine Möglichkeit hatte, sich in eine Online-Besprechung einzuwählen, konnte auch in die Kita kommen und sich dort über einen der zwei Laptops einwählen. Finanzielle Unterstützung für technisches Equipment gab es bei uns nicht, die meisten Geräte, die wir genutzt haben und immer noch nutzen, sind privat.

Könnten Sie sich vorstellen, Online-Konferenzen in Zukunft beizubehalten?

Unsere Kitaleitung möchte allgemeine Belehrungen zum Beispiel zu Feuerschutz, Gesundheits- oder Hygienemaßnahmen weiterhin online durchführen. Team- und Dienstbesprechungen sollen aber wieder präsent stattfinden. Das finde ich auch gut. Digitale Treffen sind für mich nur eine Notlösung, da fehlt einfach das Zwischenmenschliche, das gerade in unserem Beruf wichtig ist. Man kann Gesichter online nicht klar sehen, oft nicht gut deuten und auch der persönliche Dialog bleibt aus. Ich hatte das Gefühl, dass sich in digitalen Konferenzen viele einfach berieseln lassen, ohne viel zu sagen oder etwas beizutragen. In normalen Dienstberatungen passiert das weniger, da kommt dann mal ein Lacher zwischendurch, die Atmosphäre ist einfach lockerer. Persönliche Treffen finde ich deshalb um einiges anregender.

Sie haben erwähnt, dass Sie an einer Online-Fortbildung teilgenommen haben.

Ich habe letztes Jahr im November eine Online-Fortbildung zum Thema Vorschule gemacht. Ein positiver Aspekt war, dass ich an der Fortbildung von zu Hause aus teilnehmen konnte und mir so den Fahrweg gespart habe. Meistens sind die Fortbildungen irgendwo mitten in Berlin und ich muss lange fahren. Das fiel weg und das war gut. Auf der anderen Seite fehlte mir auch hier wieder der persönliche Austausch. Ich kenne es von Fortbildungen, dass man die Kaffeepause nutzt, um die anderen Teilnehmer:innen kennenzulernen, um neue Eindrücke aus anderen Einrichtungen zu gewinnen oder um Diskussionen zu führen. Das fehlt in der Onlineversion komplett. Die Seminarleiter:innen haben zwar versucht, den Austausch zu fördern und uns in 5er-Gruppen in Breakout-Rooms, also separate Online-Gruppenräume eingeteilt, aber das war nicht das Gleiche. Die Hemmung, digital vor anderen zu sprechen, war einfach da. Ich denke aber, je mehr man mit solchen Online-Möglichkeiten arbeitet, desto eher merkt man: Es ist gar nicht so schlimm. Und am Ende ist es immer eine gute Alternative, sich online fortzubilden oder zu treffen, anstatt sich gar nicht zu sehen oder die Fortbildung ausfallen zu lassen. Und mittlerweile gibt es dafür ja auch sehr viele Angebote auf dem Markt.

Würden Sie in Zukunft weiterhin lieber online an Fortbildungen teilnehmen, oder doch die Präsenzform vorziehen?

Im Moment ist es schwierig, das abzuschätzen. Ich bin etwas verhalten und meide große Menschenansammlungen, selbst wenn eine Testpflicht besteht. Erst, wenn das Corona-Thema weiterhin abflacht und die Zahlen stabil niedrig bleiben, würde ich lieber den persönlichen Austausch bei Präsenzveranstaltungen haben. Vorerst habe ich aber kein großes Problem, wenn die Veranstaltungen noch digital weiterlaufen. Ich konnte auch sehen, welche Möglichkeiten es digital gibt. Auf einer Fortbildung der Landesakademie für Musik hat die Referentin mit uns online Fingerspiele gemacht. Ich war ganz überrascht, wie gut das funktioniert. Es ist anders, man muss umdenken, aber eigentlich ist das ganz toll.

Gibt es einen digitalen Bereich, den Sie in Ihrer Arbeit gerne noch ausprobieren möchten?

Ich würde gerne einmal einen digitalen Elternabend durchführen, das haben wir bisher noch nicht gemacht. Ich denke, das Onlineformat bietet gerade für zurückhaltende Eltern eine Möglichkeit, zu Wort zu kommen. Bei normalen Elternabenden beobachte ich immer wieder Eltern, die sich nicht trauen, vor allen zu sprechen. Vielleicht trauen sie sich online mehr, wenn sie zum Beispiel das Video ausschalten und so ein bisschen mehr Distanz und gleichzeitig Raum schaffen können.

Bianca Weber hat vor zehn Jahren eine Ausbildung zur Erzieherin gemacht und arbeitet heute als Facherzieherin für frühkindliche Bildung in einer Kita in Berlin.

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