02.07.2019
Marion Bischoff
Nastia11 // Thinkstock

Wo liegen die Chancen des Alltagslernens bei Kindern?

Der Alltag von Kindern findet heutzutage zu einem großen Teil in der Kita statt. Die Kinder kommen morgens schon zeitig und viele bleiben bis zum frühen Abend. Umso wichtiger ist es, in der Kita das Lernen im Alltag zu fördern. Denken Sie als Leitung mit Ihrem Team darüber nach, die Kinder möglichst viel im echten Leben lernen zu lassen, statt Lerninhalte zu konstruieren. Dieser Beitrag gibt Ihnen Tipps, wie Sie das Lernen in den Alltag integrieren können.

Wo liegen die Chancen des Alltagslernens?

Kinder lernen in allen Situationen: beim Spielen und Basteln, beim Backen und Werken, beim Anziehen und Essen, beim Wandern und Toben usw.

Wichtig

Die Chancen für das Lernen im Alltag sind so vielfältig wie abwechslungsreich. Einerseits ist der Alltag nicht immer vorhersehbar. Andererseits ist der Alltag voller Möglichkeiten. Es bieten sich alle Formen des Lernens an.

Bereits bei der Ankunft in der Kita können die Kinder im lebenspraktischen Bereich gefördert werden. Sicherlich geht es anfangs schneller, wenn die Eltern oder Erzieherinnen dem Kind beim An- und Ausziehen helfen bzw. für sie An- und Ausziehen erledigen. Kinder, denen die Zeit gegeben wird, es selbst zu tun, werden viel schneller damit zurechtkommen. Dadurch wächst nicht nur das Selbstverständnis in diesemBereich. Die Kinder entwickeln durch das eigenständige Tun auch Selbstvertrauen.

Es spricht nichts dagegen, dass die Kinder ihre Jacke und die Schuhe selbst ausziehen und nicht den Eltern die Füße hinstrecken. Sobald die Kinder sich an ihre Aufgabe gewöhnt haben, werden sie dabei immer sicherer und selbstbewusster und bald schon brauchen sie hierfür keine Hilfe mehr. Kinder hingegen, denen solche Aufgaben abgenommen werden, schaffen es oft noch nicht einmal beim Übertritt in die Grundschule, sich selbst an- und auszuziehen. Das bringt dann Frust und Unsicherheit statt Selbstvertrauen.

Die Freispielzeit wird von Außenstehenden immer unterschätzt. Oft ist es nicht einmal den Fachkräften selbst bewusst, wie groß die Lernchancen in diesem Bereich sind. Das Lernen beginnt hier schon damit, dass die Kinder selbst entscheiden, was sie tun wollen. Dabei achten sie einerseits auf die eigenen Wünsche und Bedürfnisse, andererseits müssen sie sich auch an bestehende Regeln halten.

Zudem orientieren sich die Kinder aber auch immer an dem, was ihre Freunde tun. Somit bietet allein das Freispiel im sozial-emotionalen Bereich eine Fülle von Lernmöglichkeiten. Kinder müssen sich in der Gruppeeinordnen und Mut haben, zu fragen. Sie müssen mit Enttäuschungen umgehen oder andere Lösungswege suchen. Sie müssen Regeln einhalten und Vorgaben beachten.

Lernbereiche im Alltag – Beispiele

Der Kita-Alltag bietet den Kindern, wie erwähnt, Chancen, in allen Bereichen dazuzulernen – vorausgesetzt, die Erzieherinnen nehmen solche Situationen wahr und lassen sie zu. Hier ein paar Beispiele:

Kognitives Lernen im Alltag

Kognitives Lernen ist sehr vielfältig und soll hier in zwei Beispielen gestreift werden. Farbenlehre ist mehr als die Abfrage von Farbstiften. Bieten Sie stattdessen gezielte Fragen, die den Kindern die gleichen Möglichkeiten bieten. Ganz unbewusst lernen die Mädchen und Jungen, wenn Sie sie nach der roten Decke fragen, die Kinder die grüne Kiste holen sollen oder sie zum Frühstücken die gelben Tassen decken lassen.
Besonders Kinder, die Schwierigkeiten haben, Farben zu erkennen und zu benennen, reagieren genervt, wenn sie ein Farblernspiel mitmachen sollen. Selbst wenn die Kinder nicht auf Anhieb richtigliegen, fühlen sie sich in einer solchen Situation weniger bloßgestellt, als wenn sie beim Spiel immer wieder nach den falschen Spielsteinen greifen.

Genauso einzuschätzen ist das Zählen-Lernen, das auch im Alltag funktioniert. Bitten Sie ein Kind, Ihnen drei grüne Stifte zu holen, zwei Stühle aufzustellen, vier Äpfel wegzubringen. Sie werden sehen, mit wie viel Freude die Kinder zählen – und auch das ganz unbewusst. Und wenn es dann richtig ist und Sie das Kind loben, werden Sie die Freude in den Augen sofort sehen.

Sozial-emotionales Lernen im Alltag

Alle Situationen, in denen Kinder von anderen Menschen umgeben sind, tragen zum sozial-emotionalen Lernen bei. Das Leben in der Familie bietet bereits ein breites soziales Lernfeld. Indem sie sich in der Kindergruppe zurechtfinden müssen, kommt ein besonders wichtiger Faktor hinzu: Kinder müssen sich mit vielen Gleichaltrigen auseinandersetzen und mit unterschiedlichen Charakteren zurechtkommen. Dabei wird es immer wieder passieren, dass sie sich selbst zurücknehmen müssen. In anderen
Situationen ist es wichtig, mutig zu den eigenen Bedürfnissen zu stehen.
Gerade in diesem Bereich, der sich nur schwer „greifen“ lässt, müssen gezielte Beobachtungen Aufschluss darüber geben, wie das Kind sich in der Gruppe zurechtfindet, welche Stellung es einnimmt und wie es ihm dabei geht.

Lebenspraktisches Lernen im Alltag

Fertigkeiten im lebenspraktischen Bereich fördern das Selbstvertrauen von Kindern. Es ist ein gutes Gefühl, Dinge selbst erledigen zu können. Kinder reagieren stolz, wenn sie sich selbst anziehen oder ihre Jacke schließen können.

Den Toilettengang eigenständig zu schaffen, bietet ein weiteres Maß an Freiheit für die Kinder und gibt ihnen Sicherheit in ihrem Tun. Beim Malen und Basteln wird Feinmotorik ebenso geschult wie beim Bauen in der Bauecke oder beim Puzzeln. Versuchen Sie daher nicht, Kinder in die Kreativecke zu zwingen. Mit Widerwillen Erlerntes bleibt ohnehin nicht haften. Nutzen Sie stattdessen die Ressourcen, die das Kind hat und gern einsetzt. Führen Sie die Mädchen und Jungen, deren Feinmotorik geschult werden muss, spielerisch zum Ziel.

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