02.07.2019
Marion Bischoff
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Der kleine Große – Eine Vorlesegeschichte über das Groß- und Kleinsein

In dieser Geschichte geht es um Selbstbewusstsein, um das Großsein und darum, dass jeder etwas besonders gut kann – und dazugehört. Eine Geschichte, die die Kinder nachdenklich machen könnte. Darum sollten Sie nach dem Vorlesen etwas Zeit übrig haben, um die Geschichte mit den Kindern in Ruhe zu besprechen. Passende Impulsfragen finden Sie am Ende des Beitrags. Viel Spaß mit "Der kleine Große"!

Vorlesegeschichte: Der kleine Große

Jens ist ein hübscher Junge. Er hat ein besonders süßes Lächeln. Aber Jens ist unglücklich. Er ist sogar so unglücklich, dass er im Kindergarten immer wieder weint. An einem Tag im Sommer sitzt er wieder traurig in der Ecke des Spielplatzes und beobachtet die anderen Jungs, die mit den Fahrzeugen über den Hof sausen. Die Reifen rattern über den Boden und die Jungs sind so schnell, dass Jens kaum erkennen kann, wer gerade an ihm vorbeirennt.

Jens stützt die Ellbogen auf die Beine und legt den Kopf in die Hände. Da setzt sich Lina neben ihn und fragt: „Was ist denn los mit dir? Du schaust so traurig.“ „Ach, ich bin so klein. Meine Beine sind so kurz, dass ich gar nicht richtig mit meinen Füßen den Boden berühre, wenn ich mit dem großen LKW fahren will.“

„Und deswegen bist du traurig?“

Jens nickt und schluckt den Kloß in seinem Hals hinunter.

„Aber dafür kannst du doch so toll malen!“

„Findest du?“ Jens dreht sich zu Lina um und sieht sie lange an.

„Ja, du malst am allerschönsten von allen Kindern.“

Jens spürt, wie es in seinem Bauch kribbelt. Noch nie hat jemand so etwas Tolles zu ihm gesagt. Da hört er, wie einer der Jungs sagt: „Oh Menno! Wir krachen hier an der Ecke immer wieder zusammen. Wir bräuchten ein Verkehrsschild. Ein Stopp-Schild!“

Lina schubst Jens an. „Hörst du? Die brauchen ein Schild. Das kannst du doch machen.“

„Ich weiß nicht.“ Jens schaut unsicher von Lina zu den Jungs.

Doch ehe er sich versieht, steht Lina neben ihm auf, nimmt ihn an der Hand und zerrt ihn zu den Jungs hin.
„Hey, wie wäre es, wenn Jens euch euer Schild malt?“ Die anderen Jungs schweigen. Dann tritt Marc hinter seinem LKW heraus und klopft Jens auf die Schulter. „Das wäre eine super Idee!“

Jens freut sich und macht sich gleich an die Arbeit. Er malt das schönste Stopp-Schild aller Zeiten und die Erzieherin hilft ihm, es an der Ecke zu befestigen. Als die anderen Jungs wieder mit ihren Fahrzeugen losfahren, bleiben sie am Stopp-Schild stehen. So können die entgegenkommenden Fahrzeuge vorbeifahren. Die Jungs haben einen Riesenspaß mit ihrem Schild.

Nachdem sie eine Weile gefahren sind, kommt Marc zu Jens und fragt: „Möchtest du auch einmal mit meinem LKW fahren?“

„Nein. Das geht nicht.“

„Wieso denn nicht?“ Marc schüttelt verdutzt den Kopf.

„Ich bin zu klein. Meine Beine sind zu kurz.“
„Ach, deshalb willst du nie mit uns mitspielen? Aber ich habe eine Idee. Komm mal mit.“ Marc schiebt den LKW vor Jens. „Setz dich mal auf die Ladefläche.“

Jens setzt sich auf die Ladefläche. Marc stellt sich hinter ihn und schiebt den LKW an und los geht die Fahrt. Jens‘ Haare wehen im Wind. Er lacht und jubelt und ist endlich einmal mittendrin bei den Fahrzeugjungs.
Nach einer Weile bleibt Marc stehen. Er japst nach Luft und strahlt Jens an. „Können wir was ausmachen?“

„Was denn?“, fragt Jens.

„Immer, wenn wir Verkehrsschilder brauchen, malst du die für uns. Und ich schiebe dich jeden Tag in meinem LKW, bis deine Beine lang genug sind, dass du selbst schieben kannst.“

„Au ja!“ Jens freut sich riesig und sitzt wenig später schon wieder am Maltisch, um eine Ampel zu gestalten.

Impulsfragen zur Besprechung

  • Wie ist es, wenn man nicht mitspielen kann: Wie fühlt man sich dann?
  • Jens kann toll malen – und Marc? Was kann Marc besonders gut?
  • Was ist Linas besondere Leistung in der Geschichte?
  • Gibt es Kinder in der eigenen Gruppe, die so sind wie Marc und Lina?
  • Warum heißt die Geschichte „Der kleine Große“?

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