Zurück in die Kita - ein gelingender Neustart nach den Kita-Schließungen

Infos für Fachkräfte im Ü3-Bereich
 

Antworten von: Monika Laut-Zimmermann

 

Freude, Trauer, Wut und Angst: Das sind die grundlegenden Gefühlszustände, die Kinder im Kindergartenalter beschäftigen. Und Angst spielt dabei eine große Rolle. Mit jedem neuen Entwicklungsschritt kommen neue Herausforderungen und mit den neuen Herausforderungen lernen Kinder Unbekanntes und werden durch die Angst auf Gefahren hingewiesen und davor auch geschützt.

Angst ist ein wichtiges Gefühl. Es kann unterschiedlich stark sein und sich bei jedem von uns auch unterschiedlich äußern. Und Ursachen dafür gibt es im Alltag zuhauf. Vor allem abstraktere Dinge wie die Trennung von Eltern, fantastische Gestalten aber auch Krankheiten lösen in Kindern Angst aus.

Zurzeit häufen sich die Fakten über ein Virus, das viele Menschen krank machen kann. Und die Konsequenzen sind für die Kinder spürbar: Kitas und Spielplätze sind geschlossen, Freunde und Großeltern dürfen nicht besucht werden. Ein Opa ist vielleicht erkrankt, oder die Eltern sprechen in der Familie über ihre Existenzsorgen … All dies sind Dinge, die das Leben der Kinder verändert haben und die auch konkret Angst machen.

Aber wie äußert sich diese Angst? Wenige Kinder zeigen ihre Ängste oder können diese gar in Worte fassen. Für Eltern und Pädagogische Fachkräfte gilt es, den Kinder achtsam zu begegnen: Denn Ängste können verborgen bleiben und sich nur über Umwege oder bestimmte Symptome zeigen. Diese zu erahnen, ist nicht leicht; leichter ist es, aufmerksam das Verhalten von Kindern zu beobachten, mit Blick auf:

  • Trennungsängste von den Eltern in Bring-Situationen (Weinen oder Schreien, sich an die Bezugsperson klammern, wenn diese gehen möchte, um sich schlagen)
  • Kopf- und Bauchschmerzen
  • nachlassende Neugierde
  • selbstverletzendes Verhalten
  • Verweigerung (zum Beispiel in die Kita zu gehen oder Freunde zu besuchen)
  • Regression (Verlernen erworbener Fähigkeiten wie Sprache oder Sauberkeit)
  • Verstummen
  • Essensverweigerung
  • aggressives Verhalten
  • Rückzug – auch im Spiel verändertes Verhalten
  • plötzlich auftretendes Stottern oder Poltern

Grundsätzlich gilt es, auf alle andauernden, veränderten Verhaltensweisen der Kinder zu achten und dann mit diesen Beobachtungen mit den Eltern ins Gespräch zu gehen.

 

Kinder wollen ernst genommen werden und haben auch das Recht zu wissen, was in der Welt vor sich geht. Wichtig ist, eine kindgerechte Sprache zu finden und auf die Fragen der Kinder einzugehen, wenn sie ihre Sorgen in Worte fassen. Den Kindern Raum und Zeit zu geben und individuell auf ihr Informationsbedürfnis einzugehen, verhindert zudem eine Überforderung.

Kinder ernst nehmen bedeutet, ihnen zuzuhören. Sie nach möglichen Lösungen oder nach dem Beitrag, den sie selber leisten können, zu fragen, gibt ihnen die Möglichkeit, sich an der eigenen Angstverarbeitung und an der eigenen Stärkung zu beteiligen.

Kinder kommen wieder in die Kita nach einer Zeit der Isolation, einer Zeit mit wenig Bewegung, wenig sozialen Kontakten etc. und bringen eigene Geschichten, Sorgen, Ängste aber auch eigene Bedürfnisse mit.

Diese wahrzunehmen, ihnen Raum zu geben, ihnen mit Respekt zu begegnen, ist ein erster Schritt in die so lang ersehnte Normalität. Doch bis dahin ist ein weiter Weg, den wir am besten gemeinsam mit den Kindern gehen:

  • indem wir feste Alltags-Strukturen bieten: Denn es fällt leichter, über Sorgen und Ängste zu sprechen, wenn wir uns sicher fühlen.
  • indem wir liebgewonnene Rituale wiederaufleben lassen: Vorlese-Zeiten, Erzählrunden, beliebte Spiele in Situationswechseln.
  • indem wir fragen, was Kinder möchten und brauchen: offen sein und situativ arbeiten
  • indem wir viel beobachten und die Not erkennen: Kinder wollen beachtet werden, auch wenn sie sich nicht selbst melden. Dies zeugt von Wertschätzung und zeigt ihnen, dass sie gesehen werden.
  • indem wir Kindern Angebote machen, ihre Sorgen anders als mit Worten auszudrücken: zum Beispiel freie, kreative Angebote.
  • indem wir offen über den Virus sprechen: mit klaren Botschaften, dass man zwar krank aber auch wieder gesund werden kann und dass es für ältere Menschen gefährlicher ist.
  • indem wir durch Rituale und Spiele das Gruppengefühl stärken und somit allen Kindern signalisieren, dass keiner allein dasteht mit seinen Sorgen oder Ängsten: zum Beispiel gemeinsam auf einer alten Tapete ein großes Bild malen.
  • indem wir Hygienevorschriften kreativ begegnen: zum Beispiel einen Virus auf die Hand malen, der uns durch sein schrittweises Verschwinden anzeigt, dass wir die Hände gut gewaschen haben.

Literaturtipp

Corinna Leibig (2019): Das kleine Bauchweh. Frankfurt: Mabuse-Verlag.

 

Es ist wichtig, allen Kindern Beachtung zu schenken, denn sie haben alle eine ungewöhnliche Zeit verbracht, in die wir als Fachkräfte keinen Einblick hatten. Eine Zeit, über die viele Kinder auch nicht sprechen.

Einerseits gibt es Kinder, deren Familiensprache nicht Deutsch ist und sie mit sprachlichen Defiziten zurückkommen — Defizite, die Zeit und Förderung brauchen.

Dann gibt es Kinder mit erhöhtem oder wesentlich erhöhtem Förderbedarf, deren Therapien und Förderungen lange Wochen auf Eis gelegt waren. Hier gilt es auch, einen Neuanfang zu starten.

Dann wiederum treffen wir auf Kinder, die konkret mit der Krankheit in ihrer Familie konfrontiert wurden. Oder auf Kinder, deren Eltern eine wirtschaftliche Bedrohung erfahren haben und ihre Angst nicht verbergen konnten.

Viele Eltern waren zwar zu Hause, mussten aber Arbeiten verrichten und hatten keine Zeit, sich mit den Kindern zu beschäftigen, sodass viele Kinder ihre Tage mit einem hohen Medienkonsum verbringen mussten. Auch hier sind Fachkräfte gefragt, zum Beispiel Suchtverhalten zu erkennen und das Kind sensibel zu begleiten, wieder ins Spiel mit sich oder aber auch in der Gruppe zu finden.

Der Geschichten gibt es viele und pädagogische Fachkräfte sind nun gefordert, alle Kinder dort abzuholen, wo sie die Krise hingebracht hat – mit ihren kleinen oder großen Sorgen.

 

Was Kinder in den Wochen der Krise durchgemacht haben, steht ihnen nicht ins Gesicht geschrieben. Wir können auch nicht in ihre Gefühlswelt hineinschauen und genau erkennen, mit welchen Gefühlen sie in die Kita zurückkommen, nach einer, für uns alle, turbulenten Zeit.

Unsere einzige Möglichkeit ist, mit Geduld zu beobachten und jedem einzelnen Kind Zeit und Raum zu geben, wieder in der Gemeinschaft anzukommen. Sich für jedes einzelne Kind die Zeit zu nehmen: für Trennungsrituale, für kleine Eins-zu-Eins-Gespräche, für Momente der Wut und der Freude und jedem einzelnen die Wertschätzung zu schenken, die es braucht.

Für einen selbst gilt es, eigenes Verhalten für sich und im Team zu reflektieren und zu überdenken. Konnte ich mir im stressigen Alltag Zeit nehmen für die Fragen und Bedürfnisse einzelner Kinder? Wie kann ich den Alltag „entschleunigen“, um mehr auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen zu können?

Hierbei kann die Unterstützung im Team sehr hilfreich sein:

  • durch kollegiale Einzelfallberatungen zu den Sorgen einzelner Familien oder Verhaltensauffälligkeiten der Kinder.
  • durch Unterstützung im Alltag: So kann eine Kollegin vielleicht einspringen, damit die Zeit da ist für ein Kind, das mich gerade braucht.
  • durch regelmäßige Gespräche über die Belange jedes Einzelnen: der Familien, der Kinder und des Teams.

 

Kinder brauchen eine sichere Umgebung, um sich entfalten und auch öffnen zu können. Diese Umgebung kann und soll die Kita bieten.

Fühlen sich Kinder sicher, so können sie ihre Gefühlswelt nach außen spiegeln oder auch darüber sprechen. Erfahren sie zusätzlich Wertschätzung und Respekt für ihre Bedürfnisse, so lassen sie uns in ihre Welt hineinblicken.

Was Kinder brauchen, können wir nur erfahren, indem wir ihnen den Raum und die Zeit bieten, uns dies zu zeigen.

Beobachten wir zum Beispiel aggressives oder regressives Verhalten, so ist es ein erstes, mit den Eltern ein Gespräch anzustreben und mit ihnen über das Verhalten des Kindes zu sprechen und vorsichtig nach der Familiensituation zu fragen − und Hilfe anzubieten.

Die aktuelle Situation ist für viele Familien belastend. Deswegen gilt es nach individuell geeigneten Hilfsangeboten zu suchen.

Hilfsangebote und Anlaufstellen sind gebündelt zu finden unter: https://familienportal.de/familienportal/familienleistungen/corona/finanzielle-hilfen

 

Einem Verdacht auf Kindeswohlgefährdung muss in jedem Fall nachgegangen werden. Ein erster Schritt ist für die pädagogische Fachkraft, nicht unüberlegt zu handeln oder gar eigenen Emotionen zu folgen, sondern sich an ihre Leitung zu wenden und den Verdacht zu dokumentieren, um gemeinsam eine Entscheidung über die nächsten Schritte zu treffen.

Die pädagogischen Fachkräfte und die Leitung kennen das Kind und die Familie und können zwischen einzelnen Anhaltspunkten einer Gefährdung, einer drohenden oder einer akuten Gefährdung unterscheiden.

Liegen einzelne Anhaltspunkte einer Gefährdung vor, so werden diese in einem unmittelbaren Gespräch den Eltern verdeutlicht. Gemeinsam mit den Eltern werden Hilfsangebote gesucht, um ein Gefährdungsrisiko des Kindes zu minimieren. Gleichzeitig wird ein zeitnaher weiterer Termin ausgemacht, um die aktuelle Situation zu überprüfen. Im Elterngespräch ist es wichtig, empathisch und respektvoll zu bleiben. Diese Gespräche sind selbstverständlich vertraulich. Dennoch gilt es, darauf hinzuweisen, dass es notwendig sein kann, zum Schutze des Kindes vertrauliche Informationen an Fachstellen weiterzugeben, um die Situation besser einschätzen zu können.

Bei einer drohenden Gefährdung des Kindes, die zwar kein sofortiges Handeln aber eine zeitnahe Veränderung der Situation für das Kind verlangt, werden die Eltern darüber informiert, dass die pädagogischen Fachkräfte die Notwendigkeit sehen, das zuständige Jugendamt zu informieren.

Anders verhält es sich bei einer akuten Gefährdung des Kindes. Diese Einschätzung erfordert sofortiges Handeln, um das Wohl des Kindes zu gewährleisten. Dies bedeutet, dass das zuständige Jugendamt sofort informiert wird und alle weiteren Entscheidungen trifft.

Können die Fachkräfte und die Leitung diese Entscheidung nicht treffen oder sind in dem Fall zu sehr emotional eingebunden, so wenden sie sich an eine „insoweit erfahrene Fachkraft“. Dies ist eine externe, ausgebildete Kraft und kann gemeinsam mit dem Team eine möglichst präzise Einschätzung einer Kindeswohlgefährdung unternehmen. (Hilfen hierzu findet man beim Kinderschutzbund vor Ort; dieser kann unter https://www.dksb.de/de/dksb-vor-ort/ ermittelt werden).

Weitere Hilfen findet man bei der Medizinischen Kinderschutzhotline. Hier ist eine Arbeitshilfe für Fachkräfte zu finden, die die Beratung von Familien, die durch die Pandemie in Not geraten sind, erleichtern soll:

https://www.kinderschutzhotline.de/fileadmin/downloads/karte_covid_Fachkraefte.pdf

 

Soziale Kontakte, Bewegung an der frischen Luft, kleine Ausflüge, unbeschwertes Spielen auf dem Spielplatz: Auf all diese Dinge mussten die Kinder in den vergangenen Wochen verzichten. Jetzt gilt es, diesen Bedürfnissen nachzugehen.

Doch was brauchen Kinder jetzt genau? Können wir den Kita-Alltag genauso starten wie vor der Schließung?

Vorgefertigte Angebote und lange schon von Fachkräften geplante Projekte und Ausflüge: Sie liegen brach und warten nur darauf, zum Einsatz zu kommen. Ist es das, was wir nun anbieten können? Die Unsicherheit der Fachkräfte steigt mit der Zeit und der Ungewissheit über die Dauer der Schließung.

Doch kommen die Kinder aus einer Zeit, in der es viele vorgefertigten Beschäftigungsangebote zu Hause gab, geprägt von auferlegten Vorschriften und Verboten. Wir können nur erahnen, was Kinder gerade brauchen. Ein „Zurück-zur-Normalität“ und „Wir machen genauso weiter, wie vor der Schließung“ ist utopisch.

Wichtig ist jetzt, sich klarzumachen, dass die Kinder in den vergangenen Wochen wenig Kontakt zu Gleichaltrigen hatten. Das bedeutet einerseits, dass viel Nachholbedarf beim freien Spiel besteht und wir den Jungen und Mädchen nun viel Zeit dafür zur Verfügung stellen sollten. Außerdem sollten wir ihnen nun viel Gelegenheit zur Bewegung, am besten an der frischen Luft, bieten. Denn auch das ist bei Vielen zu kurz gekommen in letzter Zeit.

Ist es im Team möglich, die Kinder in die Alltagsplanung miteinzubeziehen?

Jedes Kind ist mit seinen Bedürfnissen und Erwartungen wieder in der Kita und möchte gehört werden. Durch die aktive Teilhabe am Alltag lernen Kinder Selbstwirksamkeit kennen, sie erfahren Wertschätzung für ihre Ideen und Wünsche und können sich so in die Gemeinschaft integrieren.

Erzählrunden, Gesprächsanlässe in verschiedenen Situationen und gemeinsame Wahlen täglicher Aktivitäten: So können Fachkräfte erfahren, welche Erwartungen die Kinder haben und was sie konkret in der jetzigen Situation brauchen.

In Kitas kann nicht zu jeder Zeit den Wünschen eines jeden Kindes nachgekommen werden. Wir können aber alle Kinder anhören und mit den Kindern gemeinsam besprechen, wann welche Aktivitäten oder Spiele stattfinden können, sodass allen Kindern gerecht werden kann.

Feste Strukturen, in die Gemeinschaft wiederfinden, aber vor allem Selbstwirksamkeit und Entscheidungsfreiheit: Das sind Dinge, die in der letzten Zeit wenig bis gar nicht ermöglicht werden konnten und zu denen Fachkräfte und vor allem Kinder wiederfinden müssen.

 

Für die Vorschüler ist die spannendste Zeit in der Kita durch die Schließung weggefallen: Es ist genau die Zeit, in der in den meisten Einrichtungen die Vorschulangebote auf Hochtouren laufen.

Kita-Übernachtungen, Kita-Fahrten, Besuche in den Schulen, Vorschulausflüge: All das haben die Kinder vielleicht verpasst. Was davon kann noch in der verbliebenen Zeit nachgeholt werden? Das ist ungewiss.

Gewiss ist, dass Kita-Fahrten genauso wie Klassenfahrten schon abgesagt wurden. Vielleicht ist noch eine Kita-Übernachtung möglich. Doch auch das ist ungewiss. Die Grundschulen werden nach der Schließung mit der Betreuung der wiederkehrenden Schulkinder und dem ausstehenden Lehrplan gefordert sein und wenig Zeit für Kita-Besuche haben.

Unsere Vorschulkinder haben sich aber auf genau das gefreut! In der verbliebenen Zeit gilt es, dieser Enttäuschung ehrlich zu begegnen und mit den Kindern und den Eltern gemeinsam zu überlegen, was von den vielen Vorhaben und Wünschen noch realistisch möglich ist und welche Alternativen das Kita-Team anbieten kann.

Schulbesuche fallen weg? Wie wäre es mit einer von ErzieherInnen gestalteten „Unterrichtsstunde“ in der Kita, einem angemieteten „Schulungsraum“ oder gar in einem Klassenraum der Nachbarsschule? Verbunden mit Wegetraining zu den zukünftigen Schulen der Kinder. So können alle ihren Freunden stolz „ihre“ Schule von außen zeigen.

Eine Kita-Ersatz-Fahrt gibt es nicht. Aber besteht die Möglichkeit einer Überachtung in der Kita? Fällt dies auch weg, so kann eine gemeinsame Übernachtung im Sommer vielleicht nachgeholt werden?

Was brauchen Kinder und ihre Familien, um diesen Übergang gut zu meistern? Dies gilt es herauszufinden: in Gesprächen mit Eltern und Kindern.

Das Eine sind die schönen Veranstaltungen, auf die sich Kinder und auch Eltern gefreut haben. Das Andere sind die Sorgen und Ängste bezüglich des Übergangs. Werde ich Freunde finden? Ist die Lehrerin auch nett? Wird mein Kind gesehen? Kommt es im Klassenverband an?

Eltern und Kinder müssen mit ihren Sorgen abgeholt werden. Wenn die Möglichkeit besteht, können genau solche Fragen gesammelt und darauf reagiert werden: auf einem Elternabend, aber auch in Einzelgesprächen.

Vielleicht können „ältere“ Kinder/Geschwister eingeladen werden, die von ihrer Schulzeit berichten und auf die Fragen der Vorschüler eingehen.

Welche Kinder gehen in welche Schule? Können sich diese Familien privat vernetzen? Eltern-Kind-Treffen können auch über die Sommerschließzeit hinaus organisiert werden. Hier gilt es als Einrichtung flexibel zu sein, soweit dies möglich ist.

 

Wenn Kinder vor der Corona-Krise eine lange Zeit nicht in der Kita waren, so hatten sie meist eine schöne Zeit mit ihren Eltern – zumindest war das bei den meisten der Fall. Sie waren im Urlaub, bei den Großeltern etc. und kommen ausgeglichen wieder zurück.

In der aktuellen Situation kommen die Kinder mit Erwartungen für eine schöne Zeit in der Kita zurück: Sie freuen sich auf ihre Freunde, auf die Spielsachen in der Kita. Und diese individuelle Vorfreude trifft auf die Erwartungen anderer: Da wird es mit Sicherheit des Öfteren Konflikte geben, bei denen die Kinder Unterstützung brauchen werden.

Die Regeln der Kita, die es schon vor der Schließzeit gab, gilt es mit den Kindern zusammen zu visualisieren und immer wieder zu wiederholen, um diese auch zu festigen. Formulieren Sie die Regeln positiv (zum Beispiel „Wir sind freundlich zueinander“) und lassen Sie die Kinder diese für sich malen. Besprechen Sie die Regeln immer wieder in Gesprächskreisen.

Kinder brauchen wieder klare Strukturen und feststehende Regeln des Zusammenlebens in der Kindergemeinschaft. Sind diese klar, so kann man die Kinder verstärkt dabei begleiten, diese auch im Alltag in die Tat umzusetzen.

Treten Konflikte auf, so brauchen einige Kinder Begleitung und Unterstützung. Ermuntern Sie die Kinder, eigene Lösungen für ihre Konflikte zu finden.

Zu seiner Meinung zu stehen einerseits und andererseits die Bedürfnisse der anderen zu erkennen und zu respektieren: Ein Lernprozess, der schon immer im Kindergarten-Alltag stattfindet. Diesen gilt es besonders zu unterstützen.

Hierbei helfen zum Beispiel Bücher wie „Das große und das kleine Nein“ von Gisela Braun und Dorothee Wolters. Lesen Sie das Buch den Kindern vor. Ermutigen Sie die Kinder, hierzu Fragen zu stellen. Anschließend können die Kinder anhand von Rollenspielen selbst eine Situation, wie im Buch beschrieben, nachspielen. Hierbei können Alltagssituationen aus dem Leben der Kinder genutzt werden.

Zum Beispiel fragt ein Kind ein anderes, ob es mit ihm spielen möchte. Ein zaghaftes Nein ist die erste Antwort, gefolgt von wütendem „Doch, doch, doch!“ des ersten Kindes. Und das erste Kind wird immer wütender, bis das Nein des zweiten Kindes immer lauter und größer wird, sodass es ganz sicher gehört wird.

Rollenspiele immer wieder auszuprobieren, hilft, in konkreten Situationen ein Repertoire an Möglichkeiten des Reagierens zu haben. Mit eigens gebauten „Streitmäulern“ können die Kinder zum Beispiel das Streiten in Zweiergruppen üben. Zum Beispiel können aus Papptellern ganz leicht bunte „Streitmäuler“ entstehen: Einfach Pappteller in der Mitte einklappen, bunt anmalen und schon kann der Streit der „Streitmäuler“ beginnen. Eine Regel dabei gibt es: Weder Kinder noch „Streitmäuler“ dürfen sich anfassen.

Literaturtipps zur Konfliktlösung

Praxis Kita Heft 56/19: „Du bist nicht mehr mein Freund!“ –  Konflikte unter Kindern.

Gisela Braun und Dorothee Wolters (1997): Das große und das kleine Nein. Mülheim an der Ruhr: Verlag an der Ruhr.

Kristina Dumas und Ina Worms (2020): Streiten für Anfänger. Ein Buch übers Zanken und Vertragen. Berlin: Ueberreuter Verlag. Edition Annette Betz.

Kai Renners (2019): Sheriff Peng und die Medizin gegen Streit. Borken: Renners Media.

Andrea Behnke (2012): Die 50 besten Spiele zum Umgang mit Konflikten. München Don Bosco MiniSpielothek.

 

Wir können davon ausgehen, dass viele Kinder nach einer so langen Zeit zu Hause Schwierigkeiten haben werden, sich wieder in den Kita-Alltag einzuleben, sich morgens von den Eltern zu lösen, Schwierigkeiten beim Schlafen oder Essen haben werden.

Werden wir letztendlich ganze Gruppen neu eingewöhnen müssen und wie ist dies mit dem vorhandenen Personal leistbar?

Für diese ungewöhnliche, noch nie durchgespielte oder geübte Zeit, die wir alle durchleben, gibt es kein Patentrezept.

Auf all die Fragen, die aufkommen, werden wir uns nicht im Voraus vorbereiten können. Dennoch können wir eins planen: Geduld und Zeit …

… für all die Kinder, die sich in die Kita neu eingewöhnen müssen.

… für all die Sorgen und Ängste, die sie mitbringen.

… für all die Gespräche mit Kindern und Eltern.

… für all den Bedarf, der durch das lange Aussetzen entstanden ist.

… für all die Wünsche und Erwartungen, mit denen uns die Kinder begegnen werden.

Geduld und Zeit – ein Patentrezept, das leistbar ist? Vielleicht nicht, aber eins, das wir uns vornehmen können, um für all die großen und kleinen Menschen, die mit Hoffnungen wiederkommen, individuelle Lösungen der Wiedereingliederung zu finden.

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