Wenn Kinder vor der Corona-Krise eine lange Zeit nicht in der Kita waren, so hatten sie meist eine schöne Zeit mit ihren Eltern – zumindest war das bei den meisten der Fall. Sie waren im Urlaub, bei den Großeltern etc. und kommen ausgeglichen wieder zurück.
In der aktuellen Situation kommen die Kinder mit Erwartungen für eine schöne Zeit in der Kita zurück: Sie freuen sich auf ihre Freunde, auf die Spielsachen in der Kita. Und diese individuelle Vorfreude trifft auf die Erwartungen anderer: Da wird es mit Sicherheit des Öfteren Konflikte geben, bei denen die Kinder Unterstützung brauchen werden.
Die Regeln der Kita, die es schon vor der Schließzeit gab, gilt es mit den Kindern zusammen zu visualisieren und immer wieder zu wiederholen, um diese auch zu festigen. Formulieren Sie die Regeln positiv (zum Beispiel „Wir sind freundlich zueinander“) und lassen Sie die Kinder diese für sich malen. Besprechen Sie die Regeln immer wieder in Gesprächskreisen.
Kinder brauchen wieder klare Strukturen und feststehende Regeln des Zusammenlebens in der Kindergemeinschaft. Sind diese klar, so kann man die Kinder verstärkt dabei begleiten, diese auch im Alltag in die Tat umzusetzen.
Treten Konflikte auf, so brauchen einige Kinder Begleitung und Unterstützung. Ermuntern Sie die Kinder, eigene Lösungen für ihre Konflikte zu finden.
Zu seiner Meinung zu stehen einerseits und andererseits die Bedürfnisse der anderen zu erkennen und zu respektieren: Ein Lernprozess, der schon immer im Kindergarten-Alltag stattfindet. Diesen gilt es besonders zu unterstützen.
Hierbei helfen zum Beispiel Bücher wie „Das große und das kleine Nein“ von Gisela Braun und Dorothee Wolters. Lesen Sie das Buch den Kindern vor. Ermutigen Sie die Kinder, hierzu Fragen zu stellen. Anschließend können die Kinder anhand von Rollenspielen selbst eine Situation, wie im Buch beschrieben, nachspielen. Hierbei können Alltagssituationen aus dem Leben der Kinder genutzt werden.
Zum Beispiel fragt ein Kind ein anderes, ob es mit ihm spielen möchte. Ein zaghaftes Nein ist die erste Antwort, gefolgt von wütendem „Doch, doch, doch!“ des ersten Kindes. Und das erste Kind wird immer wütender, bis das Nein des zweiten Kindes immer lauter und größer wird, sodass es ganz sicher gehört wird.
Rollenspiele immer wieder auszuprobieren, hilft, in konkreten Situationen ein Repertoire an Möglichkeiten des Reagierens zu haben. Mit eigens gebauten „Streitmäulern“ können die Kinder zum Beispiel das Streiten in Zweiergruppen üben. Zum Beispiel können aus Papptellern ganz leicht bunte „Streitmäuler“ entstehen: Einfach Pappteller in der Mitte einklappen, bunt anmalen und schon kann der Streit der „Streitmäuler“ beginnen. Eine Regel dabei gibt es: Weder Kinder noch „Streitmäuler“ dürfen sich anfassen.
Literaturtipps zur Konfliktlösung
Praxis Kita Heft 56/19: „Du bist nicht mehr mein Freund!“ – Konflikte unter Kindern.
Gisela Braun und Dorothee Wolters (1997): Das große und das kleine Nein. Mülheim an der Ruhr: Verlag an der Ruhr.
Kristina Dumas und Ina Worms (2020): Streiten für Anfänger. Ein Buch übers Zanken und Vertragen. Berlin: Ueberreuter Verlag. Edition Annette Betz.
Kai Renners (2019): Sheriff Peng und die Medizin gegen Streit. Borken: Renners Media.
Andrea Behnke (2012): Die 50 besten Spiele zum Umgang mit Konflikten. München Don Bosco MiniSpielothek.