05.10.2022
Katharina Bäcker-Braun

Rituale schaffen Sicherheit und Vertrauen

Wir vollziehen mit unseren Festen alljährlich Rituale: Rituale für Ostern, St. Martin, Nikolaus, Weihnachten … Rituale – ganz gleich, ob christlichen Ursprungs oder nicht – sind aber auch außerhalb dieser Festzeiten für unsere Kinder und uns wichtig. Rituale geben Sicherheit und vermitteln Struktur in einer Welt, die ständig Neues für uns bereithält. Sie teilen unseren Tag, unsere Woche und unser Jahr ein und ergeben mit ihrer Ordnung einen Jahreskreis. Bestimmte Abläufe in unserem Alltag haben wir beispielsweise längst ritualisiert, ohne dass es uns auffällt, zum Beispiel einen Kuss zu geben, wenn wir uns verabschieden, oder ritualisierte Handlungen am Morgen oder am Abend. Rituale kennzeichnen aber auch Veränderungen und helfen, mit Übergangssituationen zurechtzukommen. Begrüßungs- und Abschiedsrituale sind Symbole für unsere Beziehungen zu anderen Menschen.

Andere Rituale wiederum heben Feste und besondere Anlässe noch weiter hervor: Ein ganz besonderes Ritual im Jahresablauf ist die Geburtstagsfeier eines Kindes. In der Entwicklung von Kindern, insbesondere in den ersten Lebensjahren, bedeutet jedes Jahr einen riesigen Meilenstein, den wir gebührend miteinander feiern_ – damit zeigen wir, dass wir uns alle mit dem Geburtstagskind darüber freuen. Zu aufwendige Geburtstagsfeiern überfordern und erschöpfen allerdings die Kleineren schnell. Die gemeinsame Mahlzeit ist an sich schon ein Ritual, das Kommunikation und Beziehungen stärkt. Wird es mit einem gemeinsamen Spruch oder einem kurzen Gebet „eingeläutet“, verstärkt sich dies noch. Mit einem Einschlafritual erleichtern wir das „Hinübergleiten“ vom Wachzustand in einen erholsamen Schlaf. Kinder brauchen diese Rituale ganz besonders, denn sie schenken ihnen Vertrauen und sind vorhersehbar, wodurch sie sich oft schon im Vorfeld auf sie freuen können.

ZUM GEMEINSAMEN ESSEN

Alle Kinder fassen sich am gemeinsamen Tisch mit der Tagesmutter an den Händen und sprechen gemeinsam:

Roll roll roll,
mein Teller der ist voll,
mein Bauch der ist leer
und brummt wie ein Bär.
Mmmmmm!

Tischgebet mit Gebärden

Und für dich
auf jemanden am Tisch zeigen

und für mich
auf sich selbst zeigen

ist der Tisch nun gedeckt.
mit der flachen Hand neben dem Teller auf den Tisch klopfen

Hab Dank, lieber Gott,
die Unterarme und die geöffneten Hände nach oben halten

wenn es uns gleich schmeckt.
mit der Hand den Bauch reiben

ZUM MITTAGSSCHLAF

Ein kleines Schlaflied oder ein Gebet zeigen an, dass jetzt ein Wechsel von der Aktion zur Ruhephase beginnt.

Müde bin ich, geh zur Ruh,
schließe meine Äuglein zu;
Vater, lass die Augen dein
über meinem Bette sein.
(überliefert)

ZUM GEBURTSTAG

Zu jedem Geburtstag gehört natürlich ein „Geburtstagsständchen“, wie

Zum Geburtstag viel Glück,
zum Geburtstag viel Glück,
zum Geburtstag, zum Geburtstag, zum Geburtstag viel Glück!
(Melodie: „Happy birthday to you“)

Spiele, die nur an den Geburtstagen gespielt werden, werden so zu Ritualen:

Viele bunte Luftballons

Material:

  • Schnur
  • Luftballons
  • Glöckchen

Die Tagesmutter hängt viele bunte Luftballons an eine Schnur, wobei in einem der Luftballons ein Glöckchen verborgen wird. Jedes Kind hat nun drei Versuche, durch Anschlagen eines Luftballons herauszufinden, in welchem Ballon sich das Glöckchen befindet. Ist es gefunden, werden die Luftballons abgemacht und zum Spielen verwendet, aber nicht alle auf einmal!

Zuerst wird mit dem Glöckchenballon gespielt: Die Tagesmutter wirft ihn als Erste in die Luft und alle Kinder versuchen, ihn möglichst lange in der Luft zu halten, wobei der Glöckchenton hörbar bleibt. Wenn er nach einer Weile noch nicht geplatzt ist, hebt ihn die Tagesmutter auf und das Geburtstagskind bekommt ihn als Geschenk mit nach Hause. Falls er platzt, kommt das Glöckchen in einen neuen, frisch aufgeblasenen Luftballon. Danach kommen so viele Luftballons in die Luft, wie Kinder anwesend sind. Die Kinder dürfen jetzt „kreuz und quer“ den Luftballons hinterher „jagen“ und sie immer wieder in die Luft werfen. Luftballonspiele gehören seit Jahrzehnten zu den Geburtstagsklassikern, daher sollen sie auch hier nicht fehlen!

ZUM EINGEWÖHNEN

Der Übergang von der Familie in die Tagespflege ist der erste Übergang des Kindes, dem noch Weitere folgen werden, wie der Übergang in den Kindergarten, in die Schule usw. Übergänge kennzeichnen wichtige Schritte im Leben, in denen etwas Neues und Unbekanntes das Kind erwartet. Rituale erleichtern diesen Übergang von einer Lebensphase in die nächste.

Wir bauen uns ein Nest

Material: Decken, Kissen

Aus Decken und Kissen bauen die Kinder und die Tagesmutter sich ein großes „Nest“. Die Tagesmutter spielt nun die Vogelmama, die Kinder sind die Vogelkinder. Die Vogelmama setzt sich ins Nest und alle Kinder warten vor dem Nest, bis sie mit ihrem Namen gerufen werden und sich eng aneinander kuscheln. Als letztes Vogelkind kommt das neue Kind (eventuell mit seiner Mutter) ins Nest.

Dann erzählt die Tagesmutter eine Geschichte von einer Vogelmama und ihren Kindern, was sie alles erleben, wenn sie unterwegs sind, und wie froh sie sind, am Ende wieder gemütlich im Nest zu sitzen. Zum Schluss freut sich die Vogelmama, dass wieder ein neues Vogelkind ins Nest geschlüpft ist, und singt ein passendes Lied, in dem Vögel genannt sind, wie das bekannte und beliebte Lied „Alle Vöglein sind schon da, alle Vöglein alle …“.

Noch mehr Spielideen in: Katharina Bäcker-Braun: Spieleklassiker für Krippenkinder. Für Berufs- und Quereinsteiger in Kindergarten und Tagespflege. München: Don Bosco 2016

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