23.09.2020
Ute Beierle

In Ruhe essen - Ein Erfahrungsbericht, wie das gelingen kann

Wie kommt (mehr) Ruhe in die Ess-Situation? Unsere Leserin Ute Beierle erzählt schrittweise, wie es in ihrer Kita läuft. Hier gilt: Essen und trinken sind stets ein Grund zur Freude. Das Sattwerden, der Genuss und das Sichwohlfühlen in ruhiger Atmosphäre stehen bei ihr im Mittelpunkt.

Über das Essen hinaus: Ein Konzept für Mahlzeiten

Über die Planung der Mittagessen-Situation haben wir uns im Team viele Gedanken gemacht, die wir regelmäßig überprüfen und reflektieren. Wichtig ist uns beim Übergang vom Spiel zur Mahlzeit, dass die Gruppe nicht unruhig wird. Darum bereiten wir alle Teilschritte dieses Mini-Übergangs sorgfältig vor:

  • Eine Kollegin hat im Vorfeld den Tisch gedeckt: Teller mit etwas höherem Rand, entwicklungsentsprechend Besteck (nur ein Löffel oder ein Löffel und eine Gabel), ein Lätzchen und ein Glas mit Wasser für jedes Kind. Alles ist übersichtlich, der Tisch ist nicht überladen. Es gibt keine Tischdekoration.
  • Die Speisen stehen für die Fachkraft griffbereit in Schüsseln auf einem Schrank oder Servierwagen. Ein Lappen zum Aufwischen liegt bereit. Das alles, damit die Pädagogin nicht vom Tisch aufstehen und weggehen muss. 

Vor dem Essen: Einladen und ankommen

  • Die pädagogische Fachkraft geht bei uns im Gruppenraum zu jedem Kind und lädt es leise und in freundlichen Worten ein, mit in den Essraum zu kommen. Die Hände haben sich die Kinder zuvor gewaschen.
  • Im Essbereich angekommen setzen sich die Kinder an ihren gewohnten Platz. Die Fachkraft bindet ihnen ihr Lätzchen um. Dabei ist die Atmosphäre ruhig. Zwischenzeitlich können die Kinder schon aus ihrem Glas trinken. Als Nächstes teilt die pädagogische Fachkraft den Kindern mit, was es zu essen gibt, und wünscht einen guten Appetit.

Essgruppen: Essenssituationen nach Alter

  • Mit den älteren Krippenkindern essen wir nacheinander in zwei oder drei festen Essgruppen (in jeder Gruppe sind nach Möglichkeit immer dieselben Kinder). Die Kinder, die gerade nicht essen sind zum Spielen im Gruppenraum. Bei uns nehmen immer nur höchstens vier Kinder mit ihrer Bezugserzieherin als kleine Tischgemeinschaft ihre Mahlzeit zusammen ein.
  • Die ganz jungen Kinder nehmen ihre Mahlzeiten nur mit ihrer Bezugserzieherin ein. Erst wenn das Kind selbstständig essen kann, nimmt es an der Tischgemeinschaft teil. Auch neue Kinder essen mit ihrer Bezugserzieherin noch allein, damit sie in der ungewohnten Situation ausreichend Orientierung und Sicherheit erhalten. 

Während des Essens: Unterstützen und

  • Anbieten oder selbst auftun: Das Essen wird in den einzelnen Komponenten, in denen es gekocht wird, auch den Kindern angeboten (Kartoffeln, Reis oder Nudeln, Soße und Gemüse separat voneinander). Zuerst legt die Fachkraft für jedes Kind das Essen auf, damit keine langen Wartezeiten entstehen und jedes Kind gleich essen kann. Später können sich die Kinder selbstständig nachnehmen.
  • Gespräche (oder nicht) bei Tisch: Damit sich die Kinder konzentriert ihrem Essen zuwenden können, wird wenig gesprochen. Die Pädagogin benennt die Speisen, bringt vielleicht unseren Koch ins Gespräch oder ein sonstiges kleines Thema.
  • Viel, wenig, gar nichts essen: Jedes Kind entscheidet selbst, was und wie viel es isst. Je entspannter die Situation bei Tisch ist, umso eher ist gewährleistet, dass sich die Kinder sattessen können.  

Fertig! Wenn das Essen zu Ende ist

Wer nicht mehr essen möchte, steht auf und holt sich vom Nebentisch einen feuchten Lappen, um sich Mund und Hände abzuwischen. Den benutzten Lappen legt das Kind in den bereitgestellten Wäschekorb, ebenso sein Lätzchen. Die jeweils begleitende pädagogische Fachkraft bleibt am Tisch, bis auch das letzte Kind gegessen und sich den Mund abgewischt hat. Physisch und emotional gesättigt können sich die Kinder nun wieder in ihr Spiel begeben.


Ute Beierle ist Erzieherin, Fachwirtin, Kindheitspädagogin, Sozialpädagogin B. A., Mentorin für Bildungs- und Lerngeschichten und Pikler-Pädagogin i. A. Gemeinsam mit zwei Gründungskolleginnen leitet sie die Kinderbetreuung Rabennest e. V. in Mühlacker mit inzwischen 90 Betreuungsplätzen für Krippen- und Kindergartenkinder.

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