16.03.2023

Gemeinsam in einem Boot – Übungen und Spiele für Zusammenhalt und Gemeinsinn

Auch wenn jede:r irgendwie anders „tickt“, erreichen wir viele Dinge nur gemeinsam und kooperativ. Je öfter bereits Kinder solcherlei Erfahrungen machen, desto eher sind sie auch im weiteren Leben bereit, sich in eine Gemeinschaft einzubringen.

In Kitas treffen Familien unterschiedlicher Kulturen und sozialer Milieus aufeinander. Sie bringen teilweise ganz verschiedene Wertvorstellungen mit, was mitunter zu Meinungsverschiedenheiten und gegenseitigem Unverständnis führen kann. Das passiert beispielsweise dann, wenn Vorstellungen über Erziehungsziele oder Geschlechterrollen stark divergieren. Manchmal empfinden wir dann ein bestimmtes Verhalten als respektlos.

Einrichtungen und Fachkräfte sind hier in der Verantwortung, ihre pädagogische Arbeit auf der Grundlage der gegebenen Wertevielfalt zu gestalten. Damit sich Kinder in dieser pluralen Welt zurechtfinden, müssen sie nämlich lernen, sich auf unterschiedliche Menschen einzulassen. Gemeinsinn, Kooperation und Zusammenhalt sind trotz aller Unterschiede für eine Gemeinschaft unabdingbar. Ohne sie ist ein friedliches Zusammenleben nicht möglich. In diesem Sinne stellen sie sozusagen den wichtigsten Wert überhaupt dar. Kitas bilden eine Gesellschaft im Kleinen ab. Damit sind sie ein Lernort für das, was die Kinder in ihrem späteren Leben erwartet. Machen Kinder hier die Erfahrung, dass jede:r Einzelne wertgeschätzt wird und dass man zusammen als Gemeinschaft viel erreichen kann, so erwächst daraus das Gefühl der Zusammengehörigkeit und der Solidarität.

„Ich bin wichtig für die Gruppe“

In diesem Folder stellen wir einige Spiele und Übungen vor, die dieses Gefühl fördern. Die Kinder sollen im Mikrokosmos der Kindertageseinrichtung erleben, dass sie selbst ein wichtiger Teil der Gemeinschaft sind und durch gute Zusammenarbeit die Herausforderungen, vor die sie gestellt werden, meistern können. Die Kinder merken: Jede:r muss seinen bzw. ihren Teil dazu beitragen, damit es funktioniert. Sie stellen weiterhin fest, dass sie auf andere bauen können. Kindern, die solche Erfahrungen bereits in jungen Jahren machen, haben es auch im späteren Leben leichter, sich mit der Gemeinschaft verbunden zu fühlen und sind auch eher bereit, sich für sie einzusetzen.


Praxisimpuls:

Spiele für Gemeinsinn, Kooperation und Zusammenhalt

Sich aufeinander einlassen und Rücksicht nehmen, sich gegenseitig wahrnehmen, zuhören und die Stärken des anderen sehen – all dies sind wichtige Fähigkeiten, um als Gruppe etwas zu erreichen. Allzu oft sehen wir nur das, was uns trennt, anstatt auf den Gemeinsinn zu bauen. Im normalen Kita-Alltag machen Kinder diese Erfahrung in vielen Situationen, etwa beim Aufräumen (gemeinsam geht’s schneller!) oder beim Bollerwagen ziehen (zusammen ist’s leichter!). Kooperations-Spiele ergänzen diese Alltagserfahrungen der Kinder – und machen zudem viel Spaß. Manche der vorgestellten Spielideen sind nicht neu – aber in manchen Teams vielleicht wieder in Vergessenheit geraten!? Probieren Sie es aus.

KULLERBALL

Die Kinder halten ein großes Schwungtuch. In die Mitte wird ein Ball gelegt. Die Gruppe bekommt den Auftrag, das Schwungtuch so zu spannen, dass der Ball nicht runterkullert. Die Kinder müssen gut zusammenarbeiten, damit das Tuch nicht zu straff oder zu schräg ist. Funktioniert es auch mit zwei, drei oder mehr Bällen?
Material: Schwungtuch, Ball/Bälle

RUDERBOOT

Die Kinder stellen sich vor, gemeinsam in einem Ruderboot zu sitzen. Dafür setzen sie sich jeweils auf einen „rutschbaren Untersatz“ (Tuch, Scheuerlappen etc.). Sie formieren sich als „Ruderboot“ – d.h. in gegrätschter Haltung eng an- bzw. hintereinander – und versuchen, als Ruder-Team das vorgegebene Ziel zu erreichen. Die Arme sind dabei die Ruder, mit denen sie sich vom Boden abdrücken, um sich rutschend vorwärts zu bewegen. Aber Achtung: Auf dem Wasser darf beim Rudern niemand verloren gehen! Material: Bodenwischtücher in der Anzahl der Kinder, eine Ziel-Markierung sowie eine Spielfläche ohne Teppichboden

TAUSENDFÜSSER

Die Kinder bilden zwei bis drei Mannschaften, denen jeweils eine Farbe zugewiesen wird. Gymnastikreifen in der entsprechenden Farbe sind ihre „Häuser“. Die Duplo-Steine in den gleichen Farben werden als Futter im Raum verteilt. Die Mannschaften verwandeln sich in Tausendfüßer: Die Kinder stellen sich hintereinander auf, gehen in die Hocke und fassen die Fußgelenke von Vordermann bzw. -frau. So laufen sie auf das Startsignal hin los, um ihr „Futter“ in der entsprechenden Farbe einzusammeln und dann in ihr Haus zu bringen. Sie dürfen immer nur ein Duplo-Stein pro Runde mitnehmen!
Material: farbige Duplo-Steine (gleich viele von jeder Farbe), 2–3 Gymnastikreifen in verschiedenen Farben

LUFTBALLON-BASKETBALL

Jeweils vier, fünf oder sechs Kinder bilden ein Team. Sie sollen einen Luftballon durch ständiges Hochschlagen mit der Hand von der Startlinie aus zu ihrem „Basketball-Korb“ (Karton, Kiste o. Ä.), der in einiger Entfernung steht, transportieren. Regeln: Der Luftballon darf weder getragen oder festgehalten werden, noch den Boden berühren!
Material: 1 Luftballon, 1 Karton bzw. Kiste (nicht zu klein!) pro Gruppe

GORDISCHER KNOTEN

Die Kinder stehen eng beieinander. Die Arme nach oben gestreckt, ergreift jede:r willkürlich zwei Hände, die sich gerade fassen lassen. Nun müssen alle gemeinsam versuchen, das wirre Kinderknäuel aufzulösen, ohne dass eine einzige Hand losgelassen wird.

LUFTBALLON-KREISSPIEL

Die Kinder bilden einen Kreis und reichen sich die Hände. Nun sollen sie möglichst lange einen Luftballon in der Luft halten, ohne sich dabei loszulassen. Das Spiel kann auch als Wettbewerb gespielt werden: Hier bildet man zwei bis drei gleich große Gruppen. Welches Team schafft es länger?
Material: 1 Luftballon (ggf. pro Team)

FRACHTER

Jeweils vier Kinder bilden ein Team. Drei von ihnen begeben sich dicht nebeneinander in den Vierfüßlerstand. Das vierte Teammitglied legt sich bäuchlings auf die drei Rücken. Nun setzen sich die drei Kinder in Bewegung. Sie sollen die „Fracht“ auf ihren Rücken ins Ziel transportieren, ohne dass sie „verloren geht“. Wer mag, kann daraus auch ein Wettbewerb machen: Welches Team schafft es am schnellsten? Material: Markierung für die Start- und Ziellinie (Seile, Pylonen etc.)

TRANSPORTER BELADEN

Die „Pakete“ (Schaumstoffelemente) werden im Raum gestapelt, der „Transporter“ (Matte) wird so weit entfernt von ihnen platziert, dass beide per Transportkette erreichbar sind. Die Kinder sollen die Pakete verladen: Hierzu stellen sie sich hintereinander zwischen dem Lagerbereich der Pakete und dem Transporter auf und reichen sich die Pakete weiter, sobald die pädagogische Fachkraft das Startsignal gibt. Sind die Pakete beim Transporter angekommen, sollen sie die Kinder durch geschicktes Stapeln auf einem möglichst kleinen Platz im Transporter unterbringen.
Material: große und kleine Schaumstoffbauelemente, Matte

TEPPICH WENDEN

Die Kinder stehen mit beiden Füßen auf dem Teppich bzw. auf dem Tuch. Sie sollen nun den Teppich wenden, d.h. die Unterseite nach oben drehen. Ihre Füße dürfen den Teppich dabei jedoch nicht verlassen! Tritt eine:r daneben, müssen sie die Prozedur von vorne beginnen. Je mehr Kinder auf dem Teppich stehen, umso schwieriger ist die Prozedur. Mit wie vielen Kindern schaffen sie es?
Material: Decke, Schwungtuch oder Teppich

DREI TIPPS FÜR KOOPERATIONSSPIELE

  1. Entscheiden Sie selbst, ob in der aktuellen Gruppensituation die Spiele als Wettbewerb oder als Gruppen-Challenge angebracht sind. Beides hat seinen Reiz.
  2. Schauen Sie, dass die Teams immer wieder neu zusammengesetzt sind – und sich auch „ungewöhnliche“ Gruppenkonstellationen zusammenfinden.
  3. Sprechen Sie am Ende mit den Kindern über die Erfahrungen, die Sie gemacht haben: Wie ist euch das gelungen? Wie habt ihr zusammengearbeitet? Was fiel euch leicht, was schwer?

Dr. Corinna Weinert, Autorin, Coach, Dozentin für naturwissenschaftliche Frühbildung sowie Gesundheits- und Umwelterziehung

Dr. Reinhard Herzig, Lehrer i. R., Autor

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