14.05.2020
Heike König
Kosamtu/GettyImages

Wenn Wickeln zum Kampf wird … Schwierige Wickelsituationen entspannt meistern

Manchmal kann es herausfordernd sein, ein besonders bewegungshungriges Kind zu wickeln wie Luis aus dem Beispiel unten. Und dann? Gute Ratschläge zur achtsamen Körperpflege reichen hier oft nicht mehr aus. Was Sie tun können, ist, die Situation für Kind und Erwachsene zu entschärfen und zu entstressen.

Text: Heike König
Bild: ©Kosamtu/GettyImages

Ein Beispiel aus der Praxis

Luis* ist zwei Jahre und drei Monate alt. Seit über einem Jahr besucht er die Krippe und fühlt sich hier sehr wohl. Doch das Wickeln ist und bleibt schwierig für alle Beteiligten. Bereits in der Eingewöhnungsphase berichtete die Mutter vom alltäglichen Wickelstress zu Hause. Auch in der Krippe konnte sich Luis weder im Beisein der Mutter noch in vertrauten Situationen mit seiner Erzieherin entspannt wickeln lassen. Bis heute drehter sich von einer Seite auf die andere, zappelt mit Armen und Beinen, schreit, weint und kann sich kaum beruhigen.

Bei Kindern wie Luis denken wir vielleicht gleich an AD(H)S. Doch ist das überhaupt diagnostizierbar, erst recht in diesem jungen Alter? Bei Säuglingen und Kleinstkindern ist das noch kaum nachweisbar. Erst ab etwa drei Jahren ist eine Abgrenzung zwischen noch unauffälligem Verhalten und möglicherweise typischen AD(H)S-Symptomen möglich. Dazu kommt, dass viele Kinder mit späterer AD(H)S-„Diagnose“ im Kleinkindalter noch eher unauffällig sind. Was also tun, damit sich die Wickelsituation für alle Beteiligten entspannt? Nehmen Sie das Kind immer dann zum Wickeln mit, wenn es seine Spielsequenz oder eine andere Tätigkeit beendet hat und sich auf etwas Neues einlassen kann.

Der Wickelplatz soll mit positiven Empfindungen verbunden werden: eine Wärmelampe, die für eine wohlige Temperatur sorgt, ein Spielzeug, das zum Verweilen einlädt, ein Bild an der Decke, das zur Interaktion anregt, kleine Wickelverse, die das Kind zum Lachen bringen, zarte und achtsame Berührungen beim Ausziehen: All das gibt dem Kind Sicherheit und Vertrauen und sorgt damit auch für mehr Ruhe und Entspannung.

Wickeln als fröhlicher Anlass

Mit Zeitdruck geht es nicht. Wickeln ist nicht nur achtsame Körperpflege, es ist ein sehr intimer Moment. Es erfordert großes Einfühlungsvermögen und eine hohe Empathie der Erzieherin sowie das Vertrauen des Kindes zu seiner Schutzperson. Gestresste Kinder brauchen Zeit und Ruhe, damit sie auf dem Wickeltisch „runterfahren“ können. Dazu gehört ein freudiges Strampeln und lustiges Spielen mit den Beinen und Füßen ohne Windel. Einfach einmal Quatsch machen miteinander – auch das gehört dazu. Wenn es auf der Haut durch warmes Wasser und warme Tücher sehr angenehm wird, kann sich das Kind besser entspannen. Legen Sie die Windel für den Wohlfühleffekt auch immer bei trockener Haut an und sorgen Sie für den richtigen Sitz. Die Windel darf nicht drücken und schneiden. An Bauch und Beinen sollte immer eine Handbreit „Luft“ sein. Und das ist auch noch wichtig Für Kinder ist es wichtig, dass wir wertschätzend mit ihrem Körper und ihren Ausscheidungen umgehen. Dazu gehören die natürliche Benennung der Körperteile und Ausscheidungen und der natürliche und ungezwungene Umgang damit. Je nach Alter ist die aktive Beteiligung des Kindes am Wickeln von großer Bedeutung. Selbst die Windel aus dem Regal holen zu dürfen oder selbst und ganz allein die Hose wieder anzuziehen, das stärkt das Selbstwertgefühl und die Selbstständigkeit des Kindes – und damit letztendlich auch die Motivation, bald allein auf die Toilette zu gehen. Und Wickeln ist nicht zuletzt auch Sprachanlass, wobei Wickel- und Streichelreime helfen können.

*Name von der Redaktion geändert

Wickelreim: Müder kleiner Käfer

Dieses Gedicht lässt sich auf dem Wickeltisch spielen, um das Kind zu beruhigen oder abzulenken. Es funktioniert aber auch im Sitzkreis. Hier machen alle Kinder die Bewegungen bei sich selbst mit und müssen dann gut aufpassen, wo sie bei sich selbst das gerade erwähnte Körperteil finden können.

Ein Käferchen kommt angeflogen,
von ganz weit oben, ganz weit oben.
(Mit der Hand von ganz oben angeflogen kommen)

Da landet es auf deinem Bauch,
summt ganz laut und kitzelt auch.
(Langsam mit der Hand auf dem Bauch landen)

Dann landet es auf deinem Bein,
Käferchen, lass das doch sein!
(Am Bein streicheln oder kitzeln)

Jetzt setzt es sich auf deinen Arm,
da ist’s gemütlich, weich und warm.
(Am Arm streicheln)

Auf den Fuß setzt es sich jetzt,
wo’s sich am schönsten kitzeln lässt.
(Am Fuß kitzeln)

Da wird es müde, schläft bald ein.
Pst, wir wollen leise sein!
(Flüstern)

Schon schlummert es, „Psst!“, leise, still!
Weil’s Käferchen jetzt schlafen will.

Tipps für entspanntes Abholen und Ankommen

Bereiten Sie alles, was Sie zum Wickeln brauchen, ohne Kind vor :

  • Sicheren Untergrund wählen, wo das Kind nicht herunterfallen oder anderweitig zu Schaden kommen kann
  • Wickelunterlage auflegen (Handtuch oder Einmalunterlage)
  • Windel, Tücher und evtl. andere Pflegemittel bereitlegen
  • Schürze und Handschuhe aus hygienischen Gründen anlegen

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